Der Zwölfte Schritt
Der Zwölfte Schritt
Der Zwölfte Schritt
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Bald saß ich neben einem ungehobelten Kerl. Er starrte mich<br />
unfreundlich mit zusammengekniffenen Augen aus einem roten,<br />
geschwollenen Gesicht an. Ich musste dem Arzt recht geben; er sah<br />
wirklich nicht gut aus. Ich erzählte ihm zunächst meine Geschichte.<br />
Ich setzte ihm auseinander, wie wunderbar unsere Gemeinschaft<br />
sei lind wie gut wir einander verstünden. Mit besonderem<br />
Nachdruck schilderte ich ihm die hoffnungslose Lage eines Trinkers.<br />
Ich hob hervor, dass nur wenige Trinker es aus eigener Kraft<br />
schaffen konnten, dass wir in unseren Gruppen jedoch das fertig<br />
bringen, was ein Einzelner allein nicht schafft.<br />
Höhnisch unterbrach er mich und meinte, er würde seine Frau,<br />
seinen Partner und seinen Alkoholismus schon allein in den Griff<br />
bekommen.<br />
Sarkastisch fragte er: 'Wie teuer ist denn eure Behandlung?' Ich war<br />
dankbar, dass ich ihm sagen konnte: 'Das kostet überhaupt nichts.'<br />
Seine nächste Frage war: 'Und was kriegst du dafür?'<br />
Natürlich war meine Antwort: 'Nur meine eigene Nüchternheit und<br />
ein sehr, sehr glückliches Leben.' Immer noch zweifelnd, fragte er<br />
weiter: 'Willst du damit sagen. dass du nur hier bist, um mir und dir<br />
selbst zu helfen?'<br />
Ja', sagte ich, 'das ist wirklich alles, sonst steckt nichts dahinter'.<br />
Dann sprach ich zögernd von der spirituellen Seite unseres<br />
Programms. Eisige Verachtung schlug mir entgegen. Kaum hatte<br />
ich das Wort spirituell ausgesprochen, brach es aus ihm heraus:<br />
'Oh', sagte er, 'jetzt weiß ich, was los ist. Du willst mich wohl für<br />
irgendeine religiöse Sekte gewinnen? Wie kannst du behaupten, es<br />
steckt nichts dahinter? Ich gehöre einer großen Kirche an, die alles<br />
für mich bedeutet. Und du hast den Nerv und willst mir etwas von<br />
Religion erzählen!'<br />
Gott sei Dank fiel mir darauf die richtige Antwort ein. Ich brauchte<br />
nur über den Hauptzweck unserer Gemeinschaft zu reden.