05.01.2013 Aufrufe

Der Zwölfte Schritt

Der Zwölfte Schritt

Der Zwölfte Schritt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

geradezu eine Einladung für einen Rückfälligen, der zufällig noch<br />

einen Haustürschlüssel besaß, sich dort häuslich niederzulassen Es<br />

musste einfach jemand hauptberuflich die Kontaktsteile betreuen.<br />

Und wenn wir dafür einen Alkoholiker einstellten, würde dieser die<br />

gleiche Bezahlung erhalten, die auch ein Nichtalkoholiker für die<br />

gleiche Arbeit bekommen würde. Es war nicht seine Aufgabe, selbst<br />

im <strong>Zwölfte</strong>n <strong>Schritt</strong> tätig zu werden, sondern durch seine Arbeit den<br />

<strong>Zwölfte</strong>n <strong>Schritt</strong> möglich zu machen. Er hatte eine Dienstleistung zu<br />

vollbringen, nichts weiter.<br />

Ohne hauptberufliche Angestellte konnte die Gemeinschaft der AA<br />

nicht funktionieren. Im Gemeinsamen Dienstbüro und in den<br />

Intergruppenbüros konnten wir keine Nichtalkoholiker als Mitarbeiter<br />

beschäftigen. Wir brauchten Menschen, die auf den Ton der AA<br />

eingestimmt waren. In dem Moment, als wir AA-Freunde einstellten,<br />

schrien die Erzkonservativen und Ängstlichen: "Jetzt machen sie mit<br />

ihrer Krankheit Geld!" Es hat eine Zeit gegeben, in der die Situation<br />

dieser treuen An gestellten unerträglich wurde. In den Meetings ließ<br />

man sie nicht mehr sprechen, da sie ja "durch die Gemeinschaft<br />

Geld verdienten". Manchmal wurden sie sogar von anderen aus der<br />

Gruppe geradezu beleidigt. Und selbst die Toleranten nahmen sie<br />

als notwendiges Übel hin. Die für die Anstellung Verantwortlichen<br />

machten sich das zunutze und drückten die Gehälter. Nach deren<br />

Auffassung konnten die hauptamtlichen Angestellten ihre Tugend<br />

zurückgewinnen. indem sie für die AA billig arbeiteten. So ging es<br />

jahrelang.<br />

Schließlich mussten wir aber doch einsehen, dass man eine schwer<br />

arbeitende Sekretärin nicht als professionelle AA bezeichnen<br />

konnte, wenn sie Dutzende von Telefonanrufen beantwortete,<br />

täglich mindestens zwanzig jammernde Frauen anhörte, zehn<br />

Plätze in Krankenhäusern besorgte, jedem den nötigen Sponsor<br />

vermittelte und dann noch einem Angetrunkenen gegenüber<br />

vernünftig und diplomatisch sein musste, der sich über ihre Arbeit<br />

beschwerte und ihr vorwarf, sie sei überbezahlt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!