Der Zwölfte Schritt
Der Zwölfte Schritt
Der Zwölfte Schritt
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aufbrausende Kritik und wütende Schimpfkanonaden vermeiden.<br />
Das gleiche gilt für trotziges Gekränktsein und für schweigende<br />
Verachtung. Das sind heimtückische Fallen für unser Gefühlsleben.<br />
Die Köder sind Stolz und Rachsucht. Als erstes sollten wir<br />
versuchen, diese Fallen zu umgehen. Wir sollten uns so weit in den<br />
Griff bekommen, dass wir anhalten und nachdenken können, sobald<br />
uns der Köder lockt. Denn wir können nicht positiv denken oder<br />
handeln, bevor wir nicht automatisch unsere Selbstbeherrschung<br />
einsetzen.<br />
Nicht allein unangenehme oder unerwartete Schwierigkeiten sind<br />
es, die von uns Selbstbeherrschung fordern. Wir brauchen sie<br />
ebenso nötig, wenn wir auf dem Weg zu Anerkennung und<br />
materiellem Erfolg sind. Niemand hat persönliche Triumphe mehr<br />
genossen als wir. Wie Wein haben wir den Erfolg getrunken, der<br />
uns einen Glücksrausch brachte. Hatten wir vorübergehend einmal<br />
Glück, dann schwelgten wir in unseren Phantasien von noch<br />
größerer Macht über Menschen und Dinge. Durch hochmütige<br />
Überschätzung geblendet spielten wir den großen Mann. Die<br />
anderen wandten sich natürlich von uns ab, gelangweilt oder<br />
verletzt.<br />
Obwohl wir jetzt zu der AA-Gemeinschaft gehören und nüchtern<br />
sind und die Achtung unserer Freunde und Mitarbeiter<br />
zurückgewinnen, müssen wir immer noch besonders wachsam sein.<br />
Die beste Versicherung gegen Grosstuerei ist eine Selbstprüfung,<br />
bei der wir uns erinnern, dass wir heute nur durch die Gnade Gottes<br />
nüchtern sind und dass gelegentlicher Erfolg weit mehr Sein als<br />
unser Verdienst ist.<br />
Schließlich kommen wir zu der Erkenntnis, dass alle Menschen,<br />
auch wir selbst, irgendwie seelisch gestört und oft im Irrtum sind.<br />
Das bringt uns wahrer Toleranz näher, und wir erkennen echte<br />
Liebe zu unseren Mitmenschen. Je weiter wir in unserer<br />
persönlichen Entwicklung vorwärtskommen, desto klarer wird uns,<br />
wie sinnlos es ist, sich zu ärgern oder sich verletzten zu lassen<br />
durch Menschen, die genau wie wir unter den Schmerzen des<br />
Erwachsenwerdens leiden.<br />
Solch ein radikaler Wandel in unserer Einstellung braucht Zeit,<br />
vielleicht lange Zeit. Kaum jemand kann von sich behaupten, dass