Der Zwölfte Schritt

nicht so leicht verkaufte. Ed war Atheist. Seine Lieblingstheorie war,
dass AA ohne den "Gott-Unsinn" viel besser zurechtkommen würde.
Er schüchterte jeden ein und alle rechneten mit seinem baldigen
Rückfall, denn damals war die Gemeinschaft der AA sehr fromm.
Man dachte, auf Gotteslästerung stehe eine schwere Strafe. Zu
unserem Ärger blieb Ed nüchtern.
Nach einiger Zeit sollte er in einem Meeting sprechen. Wir
schauderten, denn wir wussten, was kommen würde. Ed hielt
Lobrede auf die Gemeinschaft; er berichtete, dass seine Familie
wieder vereint war, er pries die Tugend der Ehrlichkeit und er
erinnerte an die Freude, mit der er im Zwölften Schritt tätig war.
Damit endeten auch seine Lobgesänge. Er platzte schließlich
heraus: .Diesen Kram mit Gott kann ich nicht ausstehen! Dieser
Blödsinn ist etwas für Schwächlinge. Diese Gruppe braucht das
nicht -und ich will nichts mehr damit zu tun haben. Zum Teufel
damit!"
Eine Woge von Zorn und Empörung schlug über den Anwesenden
zusammen und sie kamen zu einem einstimmigen Beschluss: .Jetzt
muss er raus!"
Die Älteren nahmen Ed beiseite. Mit Nachdruck sagten sie: "Hier
kannst du so nicht reden. Entweder du hörst damit auf oder du
gehst!"
Höhnisch erwiderte Ed: "Ist das wirklich euer Ernst?" Aus dem
Bücherregal nahm er einige Schriften. Obenauf lag das Vorwort zu
dem Buch "Anonyme Alkoholiker", das in Vorbereitung war. Er las
laut vor: "Die einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit ist der
Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören." Unerbittlich fuhr Ed fort: "Als
ihr damals diesen Satz geschrieben habt, war es euch Burschen
ernst damit oder nicht?"
Bestürzt schauten sich die Älteren an, denn sie wussten, Ed hatte
sie geschlagen. Ed blieb. Er blieb nicht nur in der Gruppe, er blieb
auch nüchtern, einen Monat nach dem anderen. Je länger er
nüchtern blieb, umso lauter redete er gegen Gott. Die Gruppe war