Der Zwölfte Schritt

"Saturday Evening Post" erschien und der Briefkasten unserer
Dienststelle in New York mit Tausenden von erschütternden
Hilferufen verzweifelter Alkoholiker und ihrer Familien überlief.
"Unser Büropersonal bestand damals aus zwei Personen", sagt Bill,
"einer guten Sekretärin und mir. Wie konnten wir mit dieser Lawine
von Hilferufen fertig werden? Wir brauchten unbedingt mehr
Personal. Darum baten wir die AA-Gruppen um freiwillige Spenden.
Ob sie uns wohl für jeden einen Betrag von einem Dollar pro Jahr
schicken würden? Andernfalls mussten diese Hilferufe
unbeantwortet bleiben.
Zu meiner Überraschung antworteten die Gruppen nur zögernd.
Das machte mich sehr traurig. Als ich eines Morgens einen Berg
von Briefen im Büro sah, lief ich auf und ab und schimpfte darüber,
wie unverantwortlich und geizig meine Freunde waren. In diesem
Augenblick steckte ein alter Freund seinen zerzausten und
schmerzenden Kopf durch die Tür. Es war unser Dauerrückfälliger.
Ich merkte dass er einen fürchterlichen Kater hatte. Ich sah mein
Spiegelbild und war voller Anteilnahme. Ich zog ihn in das
Hinterzimmer und gab ihm einen Fünfdollarschein. Da mein
Einkommen damals dreißig Dollar in der Woche betrug, war das ein
großes Geschenk. Meine Frau Lois brauchte das Geld dringend für
Lebensmittel, aber das konnte mich nicht hindern. Die sichtbare
Erleichterung meines Freundes machte mich froh. Ich fühlte mich
besonders tugendhaft, wenn ich an all die Extrinker dachte, die
nicht einmal bereit waren, einen Dollar pro Nase an die Dienststelle
zu schicken. Und hier war ich, der mit Freuden bereit war, einem
Alkoholiker mit fünf Dollar über seinen Katzenjammer
hinwegzuhelfen.
Am gleichen Abend war ein Meeting im alten Clubhaus in der 24.
Straße in New York. Während der Pause machte der Kassenwart
einen schüchternen Versuch, über die miese finanzielle Lage des
Clubs zu sprechen. (Und das zu einer Zeit, in der es hieß, wir
sollten AA und Geld auseinanderhalten!) Am Schluss kam er mit der
Wahrheit heraus: Wir würden hier hinausfliegen, wenn wir keine