Der Zwölfte Schritt
Der Zwölfte Schritt
Der Zwölfte Schritt
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dass wir berechtigten Zorn den Leuten überlassen sollten, die<br />
besser damit umgehen können.<br />
Keiner leidet mehr unter Stimmungen als gerade wir Alkoholiker.<br />
Dabei spielt es keine Rolle, ob unsere Gereiztheit berechtigt ist oder<br />
nicht. Ein Wutausbruch kann uns den ganzen Tag verderben. Ein<br />
Groll, den wir noch schüren, lähmt unsere Aktivitäten. Wir haben nie<br />
gelernt, zwischen berechtigtem und unberechtigtem Zorn zu<br />
unterscheiden. Nach unserer Ansicht waren wir immer im Recht. Ein<br />
Wutausbruch, den sich ausgeglichene Menschen als gelegentlichen<br />
Luxus leisten können, würde bei uns einen seelischen Knacks<br />
bewirken. Dieser Trockenrausch kann sehr schnell wieder zur<br />
Flasche führen. Das gleiche kann bei anderen seelischen<br />
Störungen wie Eifersucht, Neid, Selbsthilfe und verletztem Stolz<br />
passieren.<br />
Wenn wir mitten in solch einem Gefühltem eine Sofort-Inventur<br />
machen, spüren wir, wie unser innerer Aufruhr abklingt. Eine Sofort<br />
kann in jeder Situation des täglichen Lebens gemacht werden.<br />
Länger andauerndem Schwierigkeiten sollten wir besser<br />
zurückstellen, bis wir eine ruhige Stunde der Besinnung haben, um<br />
uns damit zu beschäftigen. Die Sofort-Inventur ist für das tägliche<br />
Auf und Ab unserer Stimmungen geeignet, besonders Dann, wenn<br />
Menschen oder besondere Ereignisse uns aus dem Gleichgewicht<br />
werfen und zu Fehlern verleiten.<br />
In all diesen Situationen brauchen wir Selbstbeherrschung und<br />
klaren Überblick, die Bereitschaft zuzugeben, wenn die Schuld bei<br />
uns liegt, und die gleiche Bereitschaft zu vergeben, wenn die<br />
Schuld bei anderen liegt. Wir brauchen nicht entmutigt zu sein,<br />
wenn wir wieder in alte Fehler zurückfallen, denn diese Tugenden<br />
sind nicht leicht. Wir sollen uns um Fortschritt, nicht um Perfektion<br />
bemühen.<br />
Unser erstes Ziel ist, Selbstbeherrschung zu erlernen. Das sollte an<br />
oberster Stelle stehen. Wenn wir hastig oder unüberlegt reden oder<br />
handeln, verlieren wir Übersicht und Toleranz. Eine unfreundliche<br />
Bemerkung oder ein eigensinniges schnippisches Urteil können<br />
unsere Beziehung zu einem anderen Menschen einen ganzen Tag,<br />
vielleicht sogar ein ganzes Jahr lang trüben. Nichts zahlt sich so aus<br />
wie die Beherrschung von Zunge und Feder. Wir müssen