Der Zwölfte Schritt

Wir wollen jetzt die beiden gegensätzlichen Ideen –Anziehung und
Werbung -näher betrachten. Wenn eine politische Partei eine Wahl
gewinnen will, macht sie Reklame für die klugen Köpfe der
Parteiführung, um Stimmen zu gewinnen. Wenn eine renommierte
Hilfsorganisation um Spenden bittet, werden im Briefkopf die
Namen aller Persönlichkeiten genannt, die man für diese Sache
gewinnen konnte. Es hängt sehr viel im politischen, religiösen und
wirtschaftlichen Leben in der Welt davon ab, wie die leitenden
Persönlichkeiten werbewirksam dargestellt werden. Es besteht ein
tiefes menschliches Bedürfnis nach Symbolgestalten für eine große
Sache oder eine große Idee.
Wir Anonymen Alkoholiker bezweifeln das nicht. Aber wir müssen
nüchtern die Tatsache betrachten, dass es gefährlich ist, besonders
für uns, wenn wir im Blickpunkt stehen. Je nach Temperament ist
fast jeder von uns schon einmal die Triebfeder für irgendeine Sache
gewesen -und deshalb könnte uns schon allein der Gedanke an
eine Gemeinschaft von Werbetrommlern erschrecken. Im Hinblick
auf diesen Zündstoff mussten wir einfach Zurückhaltung üben.
Wir waren selbst überrascht, wie sich diese Zurückhaltung bezahlt
gemacht hat. Es zeigte sich, dass die Öffentlichkeit von sich aus
eine bessere Werbung für die Anonymen Alkoholiker machte, als
uns dies mit Hilfe der ideenreichsten Pressefachleute möglich
gewesen wäre. Natürlich musste unsere Gemeinschaft irgendwie
der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden -und wir dachten, dass
es für uns viel besser wäre, wenn unsere Freunde diese Aufgabe
übernähmen.
Unsere Annahme traf in einem beinahe unglaublichen Ausmaß zu.
Ausgefuchste Presseleute, von Natur aus skeptisch, haben ihr
Bestes getan, um die Botschaft der weiterzugeben. In ihren Augen
haben wir mehr zu bieten als nur ein paar interessante Geschichten.
Im gesamten Zeitungswesen haben Pressemänner und -frauen sich
uns als Freunde angeschlossen. Zuerst konnte die Presse nicht
verstehen, warum wir gegen Namensnennung von einzelnen AA
waren. Sie war wirklich enttäuscht, dass wir so hartnäckig auf