Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net
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102 .Christine Busler & Peter Schlobinski<br />
Die Subjekt- und Objektnominalen sind über und konjunktional gebunden,<br />
wobei eine indirekte Subjekt- und Objektrelation zum Verb anzusetzen wäre.<br />
Wenn die Negation als Satzadverbial wie in (10, vgl. Eisenberg 1989: 208)<br />
angesetzt wird, so gibt es keine Möglichkeit, die Negation in dem Satz Evi kocht<br />
Tee, aber Peter nicht. darzustellen. Geht man von (9) aus, so besteht kein<br />
satzförmiges Konjunkt, auf das sich die Negation beziehen kann, außer Evi<br />
kocht Tee, was jedoch einen völlig anderen Skopus aufweist.<br />
Das, was unter ,Koordinationsellipsen' verstanden wird, bereitet auf der<br />
Folie oberflächensyntaktischer Ansätze erhebliche Schwierigkeiten: Es scheint,<br />
daß ohne leere Positionen keine sinnvollen Konjunktstrukturen angenommen<br />
werden können. Analog stellen sich Probleme bei den ,Adjazenzellipsen', die<br />
bei Eisenberg auch unter keinem anderen Topik behandelt werden, was<br />
sicherlich nicht zufällig ist. Wenn Folgeäußerungen nicht satzförmig (aber<br />
,irgendwie satzäquivalent') auftreten, weisen diese oberflächensyntaktisch<br />
kein Satzformat auf. Folglich müssen diese Strukturen erst in ,vollständige'<br />
Sätze überführt werden, um dann weiter analysiert werden zu können. Der<br />
Versuch der Vervollständigung widerspricht aber einer oberflächensyntaktischen<br />
Betrachtungsweise und setzt letztlich voraus, Ellipsen aus I Vollformen'<br />
abzuleiten. Dann fragt sich allerdings, warum nicht auch ,Koordinationsellipsen'<br />
aus ,vollständigen' Strukturen abgeleitet werden.<br />
Fassen wir das bisher Dargestellte zusammen, so läßt sich ein Dilemma<br />
konstatieren: Es scheint einerseits nicht sinnvoll, Adjazenz- und Koordinationsellipsen<br />
ohne Rückgriff auf ,vollständige' Basisstrukturen zu analysieren,<br />
andererseits ist die Ableitung dieser Ellipsen von zugrundeliegenden<br />
Tiefenstrukturen ebenso problematisch. Wir wollen nun im Folgenden auf<br />
alternative Beschreibungsmöglichkeiten eingehen.<br />
3 SYNTAKTISCHE FORMATE UND WISSENSSTRUKTUREN<br />
Wir sehen ,Koordinations- und Adjazenzellipsen' wie ,Handlungsellipsen' als<br />
eigenständige syntaktische Formate, die allerdings in Relation zu vorhandenen<br />
Strukturen zu sehen sind. Während ,Handlungsellipsen' allein aus der<br />
Äußerungsbedeutung bzw. der Bedeutung <strong>des</strong> sequentiellen Formats<br />
analysiert werden können, setzt die Interpretation von ,Koordinations- und<br />
Adjazenzellipsen' neben kontextuellem Wissen und/ oder Präsuppositionen in<br />
der Regel die Bezugnahme auf eine Struktur, also auf syntaktisches Wissen<br />
voraus.<br />
Wir wollen im Folgenden den Terminus Ellipsen aufgeben, und statt <strong>des</strong>sen<br />
von Adjazenzkonstruktionen, Koordinationsstrukturen und Handlungssequenzen<br />
reden und deren syntaktischen Formaten. Generell gilt, daß die<br />
Interpretation solcher Strukturen, wie sie beispielhaft oben gegeben worden<br />
sind, voraussetzt, daß die Sprecher bzw. Hörer in der Interaktion aus einem<br />
Pool spezifische Wissensstrukturen aktivieren bzw. Versprachlichungsmuster<br />
schöpfen. Die ,Pool' -Metapher übernehmen wir in Anlehnung an Vennemann