Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net
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86 Peter Auer<br />
(aus Van de Velde 1978). Es handelt sich um zwei freie Ergänzungen, die mit und<br />
verbunden und in ihrer Reihenfolge vertauscht werden können. Daraus ergibt sich<br />
auch schon, daß die Analyse als doppelte Vorfeldbesetzung (entgegen Van de Vel<strong>des</strong><br />
Meinung) für die Fälle (1)-(6) nicht in Frage kommt, denn hier treffen diese Merkmale<br />
nicht zu. Phrasen- oder satzwertige Prolepsen, die im folgenden Matrixsatzes wieder<br />
aufgenommen werden (also etwa: unser Kinder, die langweilen sich da eigentlich nicht;<br />
bzw.: wenn ich so nen Vierzehntages-Törn mache, dann müßt ich ... ) stufe ich als Adjunkte<br />
in komplexen Vorfeldern ein (vgl. dazu unten, S. 24).<br />
6 Der Begriff ist zunächst mit Vorsicht zu behandeln, zumal ja im <strong>Deutsch</strong>en eine rein<br />
morphologische Zuordnung zu dieser Kategorie schwierig ist. Syntaktisch gesehen<br />
ist die Kategorie der Vor-Vorfeld-Adverbialien weder mit der der Satzadverbien noch<br />
der der Adverbien mit noch kleinerem Skopus identisch, wie sich sofort zeigen wird.<br />
7 Die von Kann (1972) zitierten mündlichen Quellen sind allerdings Mitschriften von<br />
,Äußerungen in Radio, Fernsehen und (Gymnasiums-)Alltag' (vgl. seine FN 15). Der<br />
Beitrag nennt neben vielen anderen auch die meisten der hier zu besprechenden<br />
Phänomene, die er allerdings mit dem angeblichen Verlust <strong>des</strong> Satzrahmens in<br />
Verbindung bringt.<br />
8 Ortner (1983:116) verweist darauf, daß Vorvorfeldbesetzungen schon im Frühneuhochdeutschen<br />
vorkommen (zitiert wird ein Beispiel mit darzu aus dem Ackermann<br />
aus Böhmen.).<br />
9 Fremdaufnahmen bzw. -transkripte sind durch Angabe <strong>des</strong> Autors bzw. der Autorin<br />
in Klammern gekennzeich<strong>net</strong>, bei veröffentlichten Daten finden sich die<br />
vollständigen Quellenangaben im Literaturverzeichnis. Die Transkriptionskonventionen<br />
der Fremdtranskripte wurden meinen Notationen angepaßi; soweit<br />
möglich unter Verwendung der Tonbandaufnahmen. Die Aussschnitte aus den<br />
Bulimie-Therapie-Sitzungen werden mit freundl. Erlaubnis der ,Ulmer Textbank'<br />
(Sektion Informatik in der Psychotherapie am Klinikum Ulm) zitiert, die die<br />
entsprechende Video-Aufnahmen zur Verfügung stellte.<br />
10 Vgl. dazu Auer (1992).<br />
11 Die gehäufte Verwendung gerade dieses Adverbs in den Therapiegesprächen ist<br />
natürlich nicht zufällig und wäre als stilistisches Phänomen zu untersuchen.<br />
12 Es sei denn, man würde auch die Konjunktionen als metapragmatische Partikeln<br />
verstehen.<br />
13 Vgl. Rehbein (1994)<br />
14 Ein extremes Beispiel ist das ehemalige Adverb also, das außerordentlich häufig in<br />
Vor-Vorfeldposition verwendet wird. Es hat in dieser Position nicht nur seine<br />
konsekutive Lesart verloren, sondern auch eine grammatische Umkategorisierung<br />
vom Adverb mit satzverbindender Funktion zur Partikel erfahren, die als Gliederungssignal,<br />
z.B. als Reparaturmarker und Turn-Vorlauf (Einleitung eines Redebeitrags)<br />
verwendet wird:<br />
Bulimie 9225: 17<br />
TM: mhm, (1.5) 'h war <strong>des</strong> bei den andern auch so;<br />
P: aso mich hat <strong>des</strong> bis - bis zum letschtnmal eigntlich eher irgndwo immer<br />
'h behindert 'h - weil (1.0) ja (.) wir immer - über Gefühle sprechn?