Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net
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196 Alexander Polikarpow<br />
(51) er hat sich immer / was vorgenommen / und / wollte auch gewalttätig<br />
werden / bloß wenn er doch dort war / dann hat sie ein' blick auf ihn<br />
geworfen war alles zu spät / dann konnt' er nichts mehr machen / /<br />
Auch ein adversativ-konzessives Verhältnis ist in und-Konstruktionen oft zu<br />
erschließen:<br />
(52) was du da alles erzählst / in die schule gehst du !<br />
In der spontanen <strong>gesprochenen</strong> Sprache korrunen mitunter solche und-Strukturen<br />
vor, bei denen die Bestirrunung semantischer Beziehungen überhaupt<br />
kaum möglich ist. Die Funktion ist in solchen Fällen recht unklar:<br />
(53) sie ist sehr intellektuell und weißt du, was ihre mutter dazu sagt?<br />
(Voyles 1983: 23)<br />
(54) jedenfalls, lieb daß du angerufen hast und machs gut und ja, also mit den<br />
flohstichen, das krieg ich ja nun leider nicht mehr mit, wie s weitergeht, sonst<br />
hätt ich morgen noch ma angerufen. (Brons-Albert 1984: 6)<br />
(55) die sperlinge waren sehr böse gewesen. + und sie haben ihre nester gesehen<br />
+. +daß sie vermauert waren+. (Hannig 1974: 216)<br />
(56) der kommt eine stunde später du kannst derweile die kartoffeln<br />
aufsetzen. (Baumgärtner 1959: 128)<br />
K. Baumgärtner nennt Verknüpfungen dieser Art "freie Satzfügungenl! und<br />
charakterisiert sie folgenderweise: "konkrete Sachverhalte werden zueinander<br />
gestellt ohne jenen deutlichen Bezug, der stets über die einzelne<br />
Situation hinausfüge ... " (Baumgärtner 1959: 105). Vielleicht könnte man<br />
solche Strukturen als reine Widerspiegelungen der logischen Operation der<br />
Konjunktion erklären. Das Wesen der Konjunktion in der Logik besteht<br />
bekanntlich darin, daß sie die Idee der Verknüpfung zweier oder mehrerer<br />
Aussagen mittels und realisiert, ohne den zwischen ihnen existierenden<br />
Zusammenhang zu berücksichtigen. Ich nehme an, daß die Einbeziehung <strong>des</strong><br />
Makrotextes bei der Explikation dieser Phänomene auf der Folie von<br />
textgrarrunatischen und pragmatischen Faktoren eine wichtige Rolle spielen<br />
könnte. Das würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen und erfordert<br />
<strong>des</strong>halb eine spezielle Untersuchung.<br />
Die nächste Funktion von und nenne ich kompletiv-explizierend:<br />
(57) seien sie so freundlich und halten sie das (bitte) auseinander das ist nicht<br />
vergleichbar. (Texte-2 1974: 112)<br />
(58) damals hat der betriebsratsvorsitzende gesagt: "ach sind sie doch so <strong>net</strong>t und<br />
kassieren sie mir mal ab und zu die frauen, gewerkschaftskasse ....<br />
(Runge 1970: 74)<br />
(59) bitte tu mir den gefallen und bringe die flaschen weg / /<br />
(60) monika, bist du mal so <strong>net</strong>t und machst das fenster zu? (Ramge 1978: 51)<br />
(61) und da hat sie [die Frau im Haus, Nachbarin, deren Mann ab und zu trinkt<br />
und spät nach Hause kommt: A. P.]: "mei, sei nie so blöd und 'heirat", hat sie<br />
gesagt, "mach dir erst das leben schön", (Runge 1970: 13)