Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net
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7 Parataktische Konstruktionen im <strong>gesprochenen</strong><br />
<strong>Deutsch</strong><br />
ALEXANDER POLIKARPOW<br />
1 EINLEITUNG<br />
Die hier vorliegende Untersuchung basiert auf einer Analyse von<br />
parataktischen Konstruktionen, in denen die seit ehedem als ,nebenordnend'<br />
genannte Konjunktion und auftritt. Besonderes Augenmerk soll<br />
dabei den folgenden Aspekten gelten: Arten von semantischen Beziehungen,<br />
deren Realisation mittels und im <strong>gesprochenen</strong> <strong>Deutsch</strong> möglich ist und die<br />
damit zusammenhängende Polyfunktionalität dieser Konjunktion; Besonderheiten<br />
der topologischen Strukturierung (vor allem Spezifik der Wortfolge)<br />
von Konjunkten. Bei der Analyse der Einzelsequenzen wird auch auf die<br />
parataktischen Kurzstrukturen eingegangen, die als Ausdruck der Sprachökonomie<br />
angesehen werden.<br />
Es ist bekannt, daß die Konjunktion und eine verallgemeinerte, nichtdifferenzierte<br />
Bedeutung besitzt und auf das Vorhandensein einer koordinativen<br />
Verbindung hinweist, ohne sie zu konkretisieren. J. ehr. A. Heyse nennt und<br />
"das allgemeinste Bindewort von unbestimmtester Bedeutung" (Heyse 1907:<br />
543). W. Flämig behauptet mit Recht, daß durch diese Konjunktion "die<br />
allgemeinste Bezeichnung <strong>des</strong> Nebeneinanders zweier Sachverhalte erfolgt";<br />
und kennzeich<strong>net</strong> dabei "das gemeinsame Vorhandensein zweier Sachverhalte<br />
(zugleich geltend)" (Flämig 1991: 265). H. Weinrich meint, daß die<br />
Bedeutung von und mit dem semantischen Merkmal ,Reihung' erschöpfend<br />
wiedergegeben ist (Weinrich 1993: 804). Der Frage nach der Bedeutung von<br />
und und anderer Konjunktionen ist E. Lang nachgegangen. Er behauptet, daß<br />
und sowie andere Konjunktionen eine "operative Bedeutung" haben, "die<br />
darin besteht daß sie Anweisungen repräsentieren, über den Konjunktbedeutungen<br />
bestimmte Operationen auszuführen" (Lang 1977: 67). E. Lang<br />
erklärt, daß es Operationen sind, limit Hilfe derer die in den Satzbedeutungen<br />
repräsentierten Sachverhalte in der Reflexion aufeinander bezogen<br />
werden mit dem Resultat, daß aus den Satzbedeutungen eine von den<br />
Konjunktbedeutungen verschiedene Einheit konstituiert wird" (ibid., S. 66).<br />
Diese Einheit nennt er "Gemeinsame Einordnungsinstanz" (GEI). Für E. Lang<br />
enthält die Bedeutung von und die Anweisung: "Betrachte die SB1 (Satzbedeutung)<br />
und SB2 repräsentierten Sachverhalte als ZUGLEICH GELTEND im<br />
Hinblick auf GEI" (ibid., S. 71). E. Lang betrachtet die Bedeutung von und<br />
(neben der von oder) als fundierend gegenüber den Bedeutungen der anderen<br />
Konjunktionen (z. B. aber, denn, nicht - sondern) (ibid., S. 72). Er wendet sich