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Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net

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192 Alexander Polikarpow<br />

tionen mit dem konklusiven Verhältnis wird im zweiten Konjunkt eine Folge<br />

angegeben, die sich aus der im Erstkonjunkt dargestellten Situation ergibt:<br />

(29) sie hörte auf seinen rat und alles wurde gut / /<br />

(30) die hatten sich gestritten und han denn immer briefe jeschriebe, und ich zu<br />

<strong>des</strong>iree: "komm, laß mich rüberbringen", da, wo die jungens geschlafen<br />

haben<br />

[die Sprecherin bietet ihre Hilfe beim Briefwechsel ihrer Frundin mit einem<br />

jungen Mann an]. (Runge 1987: 45)<br />

(31) ich habe selbst nicht genug / und hände weg!<br />

(32) wir hatten höhere Ideale und waren sehr verträumt. aber wir bastelten gern,<br />

und so bewarben wir uns als elektriker. (Müller 1985: 98)<br />

(33) die erde war za - ziemlich bröckelig, und rutschte alles leicht ab.<br />

(Textkorpora 1984: 145)<br />

(34) dann hab ich gewöhnlich zwei monate gearbeitet in den semesterferien und<br />

habe zwischendurch dann auch natürlich in meiner freizeit gelesen, hab aber<br />

in den ersten monaten noch nicht sehr viel für mein studium getan, weil das<br />

ganze auch noch sehr neu war, und wollt' ich erst das ganze sich etwas setzen<br />

lassen. (Textkorpora 1984: 105)<br />

Wie die oben angeführten Strukturen zeigen, enthält das linksseitige Konjunkt<br />

einen Grund oder eine Ursache, während das rechtsseitige eine Folge oder eine<br />

Wirkung beinhaltet. J. B. Voyles spricht in diesem Zusammenhang von einem<br />

asymmetrischen und. Nach J. B. Voyles liegt eine Asymmetrie in den Strukturen<br />

mit und vor, wenn die koordinierten Satzkonstituenten "nicht beliebig<br />

permutierbar" sind (Voyles 1983: 21). Als Beispiel führt er die folgende<br />

Struktur an:<br />

(35) Hans ist <strong>net</strong>t zu ihr und ich mag ihn.<br />

Bei J .B. Voyles, der Tiefenstrukturen solcher und-Verbindungen schematisch<br />

darstellt, heißt es: ,,In der Derivation solcher Sätze wird das zweite Auftreten<br />

der S2-Konstituente (im Beleg (35) ist S2 - ,Hans ist <strong>net</strong>t zu ihr': A. P.) unter S3<br />

transformationell getilgt. Nach J. B. Voyles scheint in diesen Tiefenstrukturen<br />

eine präpositionale Relation unter S3 möglich zu sein, und das sei wegen.<br />

Manchmal könne die Präpositionalphrase unter S3 pronominalisiert auftreten:<br />

(35') Hans ist <strong>net</strong>t zu ihr und ich mag ihn <strong>des</strong>wegen. (Voyles 1983: 23)<br />

Die Transformation der Strukturen (29)-(34) in die Koordinationsverbindungen<br />

mit <strong>des</strong>wegen und <strong>des</strong>halb zeigt, daß <strong>des</strong>wegen und <strong>des</strong>halb Konkurrenzformen<br />

von und im konklusiven Gebrauch sind. In der Alltagsrede wird ihnen jedoch<br />

und vorgezogen. Als Stütze beim Decodieren der konklusiven Beziehung kann<br />

der Sprecher zusätzliche lexikalische Mittel benutzen, solche wie z. B. so in<br />

(32). Möglich ist die Kombination von und und <strong>des</strong>halb.<br />

Die Verberststellung im zweiten Konjunkt der und-Konstruktionen dieses<br />

Typs ist ein Phänomen der <strong>gesprochenen</strong> Sprache. F. Eisenmann, der auf die<br />

,konsekutive' Funktion von und aufmerksam macht, bemerkt folgen<strong>des</strong>: In parataktischen<br />

Strukturen, in denen "der von und eingeleitete Satz keine<br />

,normale' (d. h. eine Verbspitzenstellung: A. P.) Wortstellung hat, kann und so-

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