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Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net

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118 Margret Selting<br />

zum Ko- und/oder Kontext sowie diskurs-pragmatisch die Kontextualisierung<br />

bestimmter Aktivitätstypen interpretierbar zu machen.<br />

Ich möchte mich hier mit Konstruktionen befassen, die gemeinhin als<br />

,Ellipsen' bezeich<strong>net</strong> werden, solchen sogenannten ,Ellipsen', die in einem<br />

sprachlichen und sequenziellen konversationellen Kontext verwendet<br />

werden, allesamt also kontextkontrollierte Ellipsen im Sinne von Klein (1993:<br />

768).<br />

Ich möchte nach einem kurzen Literaturüberblick folgende drei Ziele<br />

verfolgen:<br />

(1) rekonstruieren, worauf sich der Begriff der Ellipse in der <strong>gesprochenen</strong><br />

Sprache überhaupt bezieht: was kennzeich<strong>net</strong> die Konstruktionen, die<br />

gemeinhin als ,Ellipsen' bezeich<strong>net</strong> werden, in formbezogener Hinsicht?<br />

(2) zeigen, daß grammatische Vollständigkeit keine rein syntaktische oder<br />

sonstwie formbezogene Angelegenheit ist, sondern eine kontextspezifische<br />

Interpretation, und <strong>des</strong>halb<br />

(3) argumentieren, daß die sprachliche und im engeren Sinne auch syntaktische<br />

Struktur von Turnkonstruktionseinheiten sequenziell bedingt und<br />

sequenziell beschränkt ist und als Ressource der Herstellung sequenziell<br />

organisierter sprachlicher Aktivitäten rekonstruiert werden sollte.<br />

Aus dieser Analyse wird sich ergeben, daß der Begriff der Ellipse zwar<br />

intuitiv zunächst in vielen Fällen geeig<strong>net</strong> ist, auf der Ebene holistischer<br />

Interpretation irgendwie vollständige von irgendwie unvollständigen<br />

Turnkonstruktionseinheiten abzugrenzen, daß er aber bei genauerer Analyse<br />

zum einen seine Denotate nicht trennscharf von Anakoluthen abgrenzen<br />

kann und zum anderen die sprachlichen Fakten in Klassen unterteilt, für die<br />

nur schwerlich einheitliche und damit diese Klassenbildung rechtfertigende<br />

Funktionen gefunden werden können. Das schränkt die Brauchbarkeit <strong>des</strong><br />

Ellipsenbegriffs für die Analyse gesprochener Sprache in konversationeller<br />

Interaktion beträchtlich ein. Statt der Arbeit mit dem Ellipsenbegriff<br />

benötigen wir m. E. eine differenziertere Analyse <strong>des</strong> Zusammenspiels<br />

syntaktischer, prosodischer und ggf. lexiko-semantischer Konstruktionsschemata<br />

im sequenziellen Kontext, um die Rolle der <strong>Syntax</strong> bei der Signalisierung<br />

und Interpretation von Aktivitäten in natürlicher Interaktion zu<br />

untersuchen.<br />

2 KURZÜBERBLICK ÜBER ELLIPSEN IN DER BISHERIGEN FORSCHUNG<br />

Klein (1993) unterscheidet kontextabhängige und kontextkontrollierte Ellipsen.<br />

Zu den ,kontextabhängigen Ellipsen' gehören (vgl. ebd.: 767):<br />

Ci) Aufschriften und ähnliches, wie z. B. Heiße Würstchen<br />

(ii) Textsortenellipsen, wie z. B. im Telegramm Komme Freitagabend mit<br />

Verlobter

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