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Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net

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Parataktische Konstruktionen im <strong>gesprochenen</strong> <strong>Deutsch</strong> 185<br />

(10) eines tages klingelte es, und wer steht draußen: der lange. (Wander 1980: 173)<br />

(11) dann haben sie die schubladen aufgemacht und was war drin? lauter<br />

verhütungs - mittel! /<br />

Das oben genannte Modell der parataktischen Strukturen ist umgangssprachlich<br />

markiert. Diese Formel wird im Alltag sehr oft mit dem Ziel<br />

benutzt, die Neugier <strong>des</strong> Hörers auf ein Geschehen bzw. eine Sache zu<br />

richten, seine Aufmerksamkeit zu erhöhen und dadurch die Spannung beim<br />

Erzählen zu erzeugen. Der Sprecher versetzt sich sozusagen in den Hörer,<br />

indem er eine Frage stellt und sie selbst gleich danach beantwortet. Bei der.<br />

Antwort wird immer etwas Unerwartetes, Ungewöhnliches für den Hörer<br />

genannt. Durch dieses Modell der parataktischen Strukturen, das eine<br />

Aussage und einen Frage-Antwort-Komplex, die miteinander verknüpft<br />

werden, gleichzeitig einschließt, wird eine Emphase ausgedrückt. In der<br />

Koordinationsverbindung(10) ist ein Sprung von einer Vergangenheits form<br />

zum Präsens gewagt. Das historische Präsens wird in der Regel in einer<br />

Erzählung an den Stellen benutzt, die von besonderer Bedeutung und<br />

Spannung für den Erzähler sind. Ein Ereignis wird vergegenwärtigt, als<br />

rücke es aus der Vergangenheit in die Gegenwart hervor, als sehe man alles<br />

mit eigenen Augen.<br />

Beim Untertyp (b) der kopulativen Beziehung zeichnen sich alle und­<br />

Strukturen durch die gleiche temporale Bedeutung (Gleichzeitigkeit) aus. Die<br />

parataktischen Gebilde (4) und (5) weisen eine Gemeinsamkeit auf, die<br />

keinen obligatorischen Charakter hat: im rechtsseitigen Konjunkt ist die<br />

invertierte Wortfolge (Verbspitzenstellung) zu beobachten. Solche Wortfolge<br />

kommt in dem der Konjunktion und folgenden Konjunkt im <strong>gesprochenen</strong><br />

<strong>Deutsch</strong> häufig vor. Auf das Problem der Wortfolge wird später eingegangen,<br />

<strong>des</strong>halb begnüge ich mich mit der Bemerkung, daß es eine lockere Ausdrucksweise<br />

ist (was übrigens auch native-speakers-Befragungen bestätigen),<br />

die in Erzählungen öfter vorkommt. Das Sem der Gleichzeitigkeit, das die<br />

kopulativ-simultane Beziehung mitbestimmt, wird in den parataktischen<br />

Strukturen <strong>des</strong> Untertyps (b) durch die Gleichheit der Zeitformen ausgedrückt<br />

(vgl. den Gebrauch <strong>des</strong> Präteritums in (4) und (5».<br />

Der nächste Typ der kopulativen Beziehung wird hier kopulativ-konsekutiv<br />

genannt. Die Komponente ,konsekutiv' ist dabei in der Bedeutung ,aufeinanderfolgend',<br />

,zeitlich folgend' gebraucht und nicht als "die Folge angebend"<br />

(vgl. Duden. Das Fremdwörterbuch 1990: 422). Um dem Problem der Verwechslung<br />

der Bedeutungen aus dem Wege zu gehen, wird für die Bezeichnung<br />

der Folge (im Sinne von Ergebnis) der Terminus "konklusiv" (Baumgärtner<br />

1959: 98) herangezogen. In den parataktischen Strukturen (6)-(8) ist<br />

die Wortfolge im rechten Konjunkt auch gesprochenspezifisch. Das finite<br />

Verb eröff<strong>net</strong> die Teilstruktur, die unmittelbar nach und plaziert ist. Es sieht<br />

aus, als ob in diesen und-Konstruktionen Elemente etwa dann, da, nun erspart<br />

worden seien, die der Konjunktion und folgen könnten und eine zeitliche<br />

Semantik besitzen (dann, da bezeichnen eine zeitliche Folge; nun, da - den

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