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Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net

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,Ellipsen', syntaktische Formate und Wissensstrukturen 99<br />

verankerten Konstruktion stattfinden, die vollständig lexikalisch besetzte<br />

Endketten aufweist.<br />

Jene Positionen würden dann leere bzw. unbesetzte Positionen werden. Für<br />

unsere Ellipsendiskussion ergeben sich aus den Gesetzmäßigkeiten der X-Bar­<br />

<strong>Syntax</strong>, wenn man streng nach dem Prinzip <strong>des</strong> transformationellen Zugangs<br />

vorgehen wilt folgende Konsequenzen: Die grundsätzliche Option, leere<br />

Positionen zu generieren, ist durch die Theta-Theorie eingeschränkt. Leere<br />

Positionen erscheinen auf der D-Strukturebene 3 nämlich nur, wenn ihnen<br />

keine Theta-Rolle zugewiesen worden ist. Das Theta-Kriterium ist also schon<br />

auf der ,Deep-structure' wirksam, appliziert aber auch auf der S-Strukturebene.<br />

Nun gibt es aber elliptische Strukturen im Medium der <strong>gesprochenen</strong>,<br />

wie auch im Medium der geschriebenen Sprache, die, obwohl das Theta­<br />

Kriterium optional wirkt, leere Positionen aufweisen. Diese können dann aber<br />

nur auf der S-Strukturebene erscheinen. Im Rahmen der transformationell<br />

ausgerichteten X-Bar-<strong>Syntax</strong> gibt es also nur die Möglichkeit der Annahme,<br />

daß elliptische Strukturen im Rahmen der Abwandlung einer Basisstruktur<br />

durch die Transformationskomponente generiert worden sind. Dieses würde<br />

implizieren, daß elliptische Sequenzen ,gekürzte' Strukturen von bestimmten<br />

Basisstrukturen wären, also ,Ableger' von dementsprechend )ängeren' Strukturen.<br />

"Die Spezifik situativer Ellipsen [wie Schwabe 1994 sie im Sinne der GB­<br />

<strong>Syntax</strong> beschreibt] besteht in der Unterspezifiziertheit ihrer grammatisch<br />

determinierten Bedeutung oder [ ... ] ihrer minimal charakterisierten Form"<br />

(Schwabe 1994: 202). Nach Schwabe setzt sich die Bedeutung eines sprachlichen<br />

Ausdrucks bzw. die Äußerungsbedeutung aus der Interaktion von<br />

semantischer Form, also der Bedeutung, und bestimmter Kontextinformationen<br />

zusammen. Zentral ist für sie im Zuge ihrer Betrachtungen, die auf<br />

enger Konnexion von <strong>Syntax</strong> und Semantik beruhen, die Laut-Bedeutung­<br />

Zuordnung. Der transformationelle Zugang im Rahmen der GB-<strong>Syntax</strong><br />

scheidet für sie völlig aus, weil nach ihrem Ermessen das folgende Prinzip<br />

nicht greift: ,,[ ... ] [i]n der semantischen Struktur eines sprachlichen Ausdrucks<br />

[darf] nur soviel enthalten sein [ .. -L wie grammatisch wirklich realisiert ist"<br />

(ibid., S. 203). Schwabe sieht auch die kommunikative Strukturierung, also die<br />

Fokus-Hintergrund- bzw. die Thema-Rhema-Gliederungen, im Zusammenhang<br />

mit elliptischen Sequenzen: So können kontextgestützte Ellipsen fokale,<br />

leere Konstituenten haben (vgl. ibid., S. 205). Generell könne ein fokales Topik<br />

leer sein, hingegen ein fokaler Kommentar nicht, da der Hörer einer Äußerung<br />

deren Bedeutung sonst nicht verstehen könne, so Schwabe weiter (vgl. ibid., S.<br />

206). Situative Ellipsen 4 sind nach Meinung von Schwabe, semantisch deutlich<br />

unterbestimmt, ganz im Gegensatz zu den kontextgestützten Ellipsen. Da wir im<br />

Medium der <strong>gesprochenen</strong> Sprache auf die Beachtung von Kontexteinbettung<br />

angewiesen sind, wie die Frage-Antwort-Sequenzen alleine schon beweisen,<br />

konstatieren wir, sicherlich auch im Sinne Schwabes, daß Sequenzen mit<br />

sogenannten elliptischen Konstruktionen im <strong>gesprochenen</strong> <strong>Deutsch</strong> durchaus

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