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Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net

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202 Alexander Polikarpow<br />

Konjunktion und beeinflußt generell die Stellung der Satzglieder in dem auf<br />

sie folgenden Konjunkt nicht. Und als Verknüpfungsmittel steht sozusagen<br />

außerhalb der beiden Konjunkte, zwischen ihnen. Wie die zahlreichen Belege<br />

zeigen, kann aber das finite Verb unmittelbar nach der Konjunktion plaziert<br />

werden, als ob und eine Satzgliedposition einnimmt. H. Paul schrieb in seiner<br />

Zeit folgen<strong>des</strong> bezüglich dieser invertierten Wortstellung: "Die Stellung <strong>des</strong><br />

Verb. unmittelbar nach und ist vielfach als ein Fehler bekämpft worden, doch<br />

findet sie sich durch alle Zeiten hindurch und muß unter gewissen<br />

Bedingungen als berechtigt anerkannt werden. Veranlassung kann sein, daß<br />

der mit und angeknüpfte Satz in einem Parallelismus zu dem vorhergehenden<br />

steht, der häufig auch ein Gegensatz ist; ferner, daß er eine Folgerung<br />

aus dem vorhergehenden angibt. Doch läßt sich eine solche Veranlassung<br />

nicht überall auffinden" (PauI1954: 79). Der syntaktische Parallelismus spielt<br />

bestimmt eine Rolle beim Entstehen der parataktischen Strukturen mit der<br />

Verberststellung im zweiten Konjunkt (vgl. z. B. den Beleg (71)). Auch die<br />

.Annahme von H. Paul, daß die invertierte Wortfolge nach und durch den<br />

Charakter einer Folgerung bedingt ist, mag stimmen. V gl. dazu die<br />

Strukturen (33), (34). H. Paul findet noch eine Erklärung für die Existenz<br />

solcher Strukturen. Er nimmt an, daß "die Stellung <strong>des</strong> vorausgehenden<br />

Satzes" fortgesetzt wird, indem das voranstehende Satzglied nicht bloß auf<br />

den ersten, sondern auch noch auf den zweiten Satz wirkt (Paul 1954: 79).<br />

Das bestätigt sich auch in den Strukturen (8), (51) sowie in den folgenden<br />

Belegen:<br />

(77) B: wir körm-n lll1S ja auch (ei)ne weste strick-n<br />

A: ich muß erst ma(l) mein pulli fertig ...<br />

B: da machste drei gerade<br />

C: pullover mit / norwegermuster<br />

D: '" na ja werm ...<br />

B: streifen lll1d häkelste I zusamm(en) + hab ich auch gemacht lll1d<br />

A: das sieht gar nicht schlecht aus oder / / (Glindemarm 1981: 241)<br />

(78) zum beispiel abends. lll1S fällt nischt ein, gehe wa einfach runter lll1d, weeß<br />

ich, machen wa was ganz ausgeflipptes, was überhaupt nicht geplant is,<br />

irgendwo ins kino oder irgendwas. (Rlll1ge 1987: 54)<br />

In (8) und (51) kann die invertierte Wortfolge durch die Existenz <strong>des</strong><br />

gemeinsamen dann erklärt werden, in (77) - da, in (78) - abends. Bei der<br />

Erörterung der parataktischen Strukturen mit der invertierten Wortfolge im<br />

zweiten Konjunkt sollen auch andere Faktoren berücksichtigt werden. Ein<br />

höheres Sprechtempo in Erzählungen begünstigt die Realisation der<br />

invertierten Wortfolge. Auch die textverbindende Funktion, die ,Serialisierungsfunktion'<br />

von und, von der oben die Rede gewesen ist, ist hier nicht zu<br />

unterschätzen. Das Verknüpfungssignal und kann die temporale Bedeutung<br />

von da, dann, damals, darauf wie in (4)-(8), (51), (77); die konklusive Bedeutung<br />

von so, <strong>des</strong>halb wie in (33), (34) implizieren. Nicht zu übersehen ist auch die<br />

emphatisierende Funktion der invertierten Wortfolge. Vgl.:

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