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Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net

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34 Hannes Scheutz<br />

Im Gegensatz zu den eben besprochenen Fällen finden wir in den beiden<br />

folgenden Beispielen sowohl auf den vorangestellten Elementen wie auch im<br />

darauffolgenden Satz jeweils eine eigenständige Intonatibnskontur mit einer<br />

deutlichen, fast 1-sekündigen Pause dazwischen:<br />

(3) aber nur (.) <strong>des</strong> (.) <strong>des</strong> Hschecheifahren. ( .. ) ihr ihr freund der tut gern<br />

fischen, und da fahrens immer am m6ldaustausee eini, da fahrens fischen.<br />

(33) ja bei Uns is=s jetz halt s6, (.) ahh unsere J,evi ebm. ( .. ) geIl, die is jetz in<br />

linz ein paar jahr und jetz möchts halt s6 viel gern wieder heim.<br />

Wichtiger jedoch als diese Pause scheint mir der stark fallende Akzentton auf<br />

dem vorangestellten Element, der im Offset weitgehend die Basislinie <strong>des</strong><br />

von dieser Sprecherin ausgeschöpften FO-Frequenzbereiches erreicht. Dieses<br />

Merkmal bildet auditiv den schärfsten Kontrast zum intonatorisch integrativen<br />

Muster in (1); realisiert man in (1) eine Pause zwischen dem vorangestellten<br />

das geld und darauffolgendem <strong>des</strong> bei gleichzeitiger Beibehaltung der<br />

ursprünglichen Akzentstruktur, so stellt sich der Eindruck eines diskontinuierlichen,<br />

non-integrativen Musters sehr viel weniger nachhaltig ein.<br />

Dies scheint mir <strong>des</strong>halb wichtig, weil unser Korpus eine große Gruppe<br />

von Voranstellungen mit intervenierenden Elementen zwischen Voranstellung<br />

und Vorfeld enthält - komplexe attributive Erweiterungen, Appositionen,<br />

parenthetisch eingeschobene metakommunikative Hinweise, verständnissichemde<br />

Diskurspartikeln etc.; z. T. auch mit dazwischengeschalteten<br />

interaktiven Sequenzen:<br />

(9) A: weil die strobeln sich dann allweil mehr hinein, (.) und grad <strong>des</strong> bei alte<br />

leut- (.) was fr'üher war - (.) <strong>des</strong> merken sie sich viel eher als was<br />

B: ja<br />

A: (.) gegenwart is<br />

Diese Strukturen weisen allesamt zwar die morphologischen und topologischen<br />

Merkmale der LV auf, entsprechen jedoch intonatorisch nicht den<br />

geforderten Kriterien für LV, als sie - bedingt durch einen solchen Einschubfast<br />

immer eine mehr oder weniger deutlich ausgeprägte Störung der<br />

kohäsiven Intonationskontur zeigen; bei Selting (1993) werden solche<br />

Beispiele <strong>des</strong>halb ausnahmslos als FTn klassifiziert. Ich sehe sie dagegen als<br />

eine spezifische Erscheinungsform von LVn an, weil der in allen diesen Fällen<br />

vorhandene leicht steigende Akzentton auf dem vorangestellten Element<br />

dem Akzentton im prototypischen Beispiel (1) jeweils entspricht. Diese<br />

Akzenttonbewegung signalisiert gerade die zu erwartende Fortsetzung; der<br />

auditive Eindruck ist eher der einer ,Unterbrechung' der eben begonnenen<br />

Intonationskontur, nicht der eines Phrasenen<strong>des</strong>.<br />

Grundsätzlich bleibt anzumerken, daß der auch hier verwendete Begriff<br />

der Intonationskontur nicht ganz unproblematisch zu handhaben ist und<br />

jedenfalls eine Menge subjektiver Festlegungen voraussetzt. Es ist auch bei<br />

einfachen LVn ohne intervenierende Elemente manchmal nicht leicht zu<br />

entscheiden, ob die Voranstellung eine eigene Intonationskontur realisiert; bei<br />

einer Unterbrechung der linearen Abfolge von Voranstellung und darauf

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