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Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net

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,Ellipsen', syntaktische Formate und Wissensstrukturen 113<br />

Nexus zwischen Folge- und Vorgängeräußerung besteht, wobei über einen<br />

syntaktischen Default die Integrationsstruktur aufgebaut wird. In der Regel<br />

besteht der syntaktische Default im ersten Teil <strong>des</strong> adjacency pairs und<br />

prästrukturiert die Folgeäußerung. Sieht man diesen Prozeß unabhängig vom<br />

zeitlichen Ablauf der Interaktion, können Adjazenzkonstruktionen und<br />

Koordinationsstrukturen ausgehend von der Theorie <strong>des</strong> Artikulators (Thümmel<br />

1996) - nach der syntaktische Strukturen als Integrationsstrukturen und<br />

Urbilder (Form-und Inhaltsseite) behandelt werden, ohne daß Tilgungen<br />

vorgenommen und Reihenfolgebeziehungen als Teil der Integrationsstrukturen<br />

angesetzt werden müssen - analog analysiert werden. Der zentrale<br />

Unterschied besteht darin, daß bei der Analyse von Adjazenzkonstruktionen<br />

ein syntaktischer Default anzunehmen ist, von dem aus über Kopiervorgänge<br />

die syntaktische Integration erfolgt, während bei analogen Koordinationsstrukturen<br />

der syntaktische (und semantische) Nexus zwischen den<br />

Konjunkten allein aus der Konjunkt- und Rahmenstruktur erfolgt.<br />

Der hier vorgestellte Beschreibungsansatz ist so exemplarisch, wie es die<br />

bisherigen empirischen Untersuchungen zu ,Ellipsen' sind. Zum einen wird<br />

sich die Tragfähigkeit der Theorie <strong>des</strong> Artikulators erweisen müssen, zum<br />

anderen liegen kaum empirische Untersuchungen zur syntaktischen Formatierung<br />

von Gesprächssequenzen vor wie etwa durch Selting in diesem Band.<br />

So bleibt also zweierlei übrig: Es gilt zum einen entsprechende <strong>des</strong>kriptive<br />

Untersuchungen vorzunehmen, die systematisch Diskursdaten zum Gegenstand<br />

haben (vgL den Beitrag von Schlobinski in diesem Band), zum anderen<br />

ist der Ausbau einer <strong>Syntax</strong>theorie gefordert, die ohne Leerstellen in Tiefenstrukturen<br />

ebenso auskommt wie ohne inhomogene Oberflächenstrukturen.<br />

Es wird weiteren Überlegungen und Forschungen vorbehalten sein, eine<br />

adäquate Beschreibung und tragfähige Theorie zur Analyse syntaktischer<br />

Formate von Äußerungsstrukturen zu erarbeiten, die mit klassischen <strong>Syntax</strong>analysen<br />

von Sätzen kompatibel sind. Zum Abschluß sei darauf hingewiesen,<br />

daß es eine Reihe von entsprechenden Versuchen bereits gegeben hat, die<br />

heute allerdings weitgehend ignoriert sind, man lese zum Einstieg den programmatischen<br />

Artikel von Danes (1964).<br />

ANMERKUNGEN<br />

1 Dieses Motto wurde in abgewandelter Form von Krüger (1901) übernommen.<br />

2 Das gleiche gilt für Textsortenellipsen, lexikalische Ellipsen etc.<br />

3 Hier werden bewußt nur die ,leeren Ellipsen-Positionen' angesprochen. Gemeint sind<br />

hier nicht leere D2-Positionen, die auf der ,Deep-structure'-Ebene als Platzhalter u.a.<br />

in Passivkonstruktionen dienen.<br />

4 Unter situativen Ellipsen versteht Schwabe Ellipsen, die ohne kontextuelle Einbettung,<br />

also in vacuo, betrachtet werden oder Ellipsen, die keinen Kontext besitzen, was im<br />

Medium der <strong>gesprochenen</strong> Sprache wohl eher unwahrscheinlich sein dürfte.

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