Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net
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110 Christine Busler & Peter Schlobinsld<br />
(14) A: ich frage, ob [.]<br />
B: und wie lange du bleibst<br />
(14') Ich frage, ob und wie lange du bleibst<br />
Man könnte nun argumentieren, daß es bei der Koordination nicht zwei<br />
gleichwertige Konjunkte gibt, die durch den Konnektor verbunden werden,<br />
sondern eine Ausgangsstruktur, die kopiert und durch den Konnektor<br />
relationiert wird. Dies wäre für (13) durchaus denkbar, bereitet aber Probleme<br />
für (14), da die Ausgangsstruktur zeitlich nachgeord<strong>net</strong> ist, also eine Linkskopie<br />
vorliegt, wobei die Kopie zeitlich vor dem ,Original' realisiert würde.<br />
Damit aber kann eine oberflächensyntaktische Ableitung nicht erfolgen - die<br />
Fortsetzung durch B ist völlig offen -, sondern es muß angenommen werden,<br />
daß durch die Komplettierung die Vorgängerstruktur ,rückwärts' strukturiert<br />
und entsprechend interpretiert werden kann. Entsprechend setzt die Analyse<br />
der Sequenz Ich frage, ob und wie lange du bleibst. bei der Integration der<br />
Bedeutungsstruktur voraus, daß das erste Konjunkt unter der Voraussetzung<br />
<strong>des</strong> zweiten strukturiert wird. Dies hat zur Konsequenz, daß entweder die<br />
Gesamtstruktur als Ganzes zu analysieren ist, daß also die Konstituentenstruktur<br />
als Strukturgerippe vollständig zugrunde zu legen ist, oder daß die<br />
Defaultstruktur auch ,rückwärts' kopiert werden kann, also unabhängig von<br />
der zeitlichen Strukturierung. Beide Fälle widersprechen einer rein oberflächensyntaktischen<br />
Analyse unter der Annahme, daß syntaktische Konstruktionen<br />
quasi-physikalische Gegenstände sind.<br />
Wie lassen sich nun Koordinationsstrukturen und Adjazenzkonstruktionen<br />
einheitlich im Rahmen einer <strong>Syntax</strong>theorie beschreiben. Wir meinen, daß<br />
Grunigs (1981) Theorie <strong>des</strong> Artikulators (TdA), die von Thümmel (1996)<br />
dargestellt und weiter ausgearbeitet wurde, prinzipiell die Möglichkeit hierfür<br />
bietet 6 . Eines der bedeutenderen Theoreme, die sich in der TdA beweisen<br />
lassenm, ist das Theorem der Erhaltung der Minimaleinheiten, das auch bei der<br />
hier skizzierten Behandlung der Ellipse eine Rolle spielt. Einer Sequenz liegt<br />
eine endlich nicht-leere Menge systematischer Minimaleinheiten »ZLEX«<br />
zugrunde, die für jede syntaktische Integrationsstruktur die entsprechenden<br />
Minimaleinheiten °zt liefert, für den Satz Evi trinkt Tee aber Peter nicht. z.B. (16)<br />
auf der Grundlage von (15).<br />
(15) aberlEX, eviLEX, nichtlEX, peterLEX, teelEX, trinklEX<br />
(16) aberlEx: °ao<br />
eviLEX: DeO<br />
nichtlEX: °n°<br />
peterLEX: opa<br />
teelEX: °tlO,Ot2°<br />
trinklEX: °Vlo,oV2°<br />
Für eine angemessene Beschreibung von (14') ist es nicht erforderlich, je<strong>des</strong><br />
Element aus (15) genau je einmal durch eine Minimaleinheit zu repräsentieren,<br />
Mehrfachvorkommen von Minimaleinheiten sind durch Indices voneinander<br />
unterschieden (s. 16). (13') läßt sich in seiner syntaktischen und semantischen<br />
)