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Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net

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Syntaktische Variation in der Sportberichterstattung 215<br />

Alternativen zu den sogenannten syntaktisch intakten Sätzen" (ibid., S. 138).<br />

Dieser letztgenannte Aspekt kommt auch in der Redeweise von den<br />

sogenannten satzwertigen 7 Äußerungen/Konstruktionen zum Tragen. Satzwertige<br />

Äußerungen sind solche, die zwar in Satzfunktion auftreten und wie<br />

Sätze relativ selbständige grammatisch-strukturelle Einheiten darstellen, die<br />

aber eben nicht über das entscheidende Merkmal <strong>des</strong> Satzes - die Prädikativität<br />

- verfügen.<br />

Ich schlage vor, diese Konstruktionen als Satzäquivalente zu bezeichnen,<br />

um zu signalisieren, daß es sich um dem Satz gleichwertige Strukturen<br />

handelt. Gleichwertig in dem Sinne, daß der Sprecher in bestimmten Kommunikationssituationen<br />

bzw. Redekonstellationen die Möglichkeit hat, statt<br />

eines Satzes eine äquivalente Form zu verwenden, die in gleicher Weise<br />

geeig<strong>net</strong> ist, die Intentionen <strong>des</strong> Sprechers zu realisieren und einen relativ<br />

abgeschlossenen psychischen Inhalt sprachlich zum Ausdruck zu bringen.<br />

Insofern wird der Satzbegriff reduziert auf eine bestimmte grammatische<br />

Form und primär syntaktisch definiert. Mit dem Terminus ,Satzäquivalent'<br />

werden alle anderen Determinanten aufgegriffen, die sonst auf den Satzbegriff<br />

aufgeladen werden und die diesen meines Erachtens überfrachten.<br />

Satz und Satzäquivalent können somit z. B. gleichermaßen als inhaltlich<br />

relativ unabhängige Einheiten mit einer bestimmten Funktion und einem<br />

bestimmten Intonationsverlauf gelten, ohne daß sie syntaktisch gleichgesetzt<br />

werden. Damit ist eine übergreifende Kategorie gegeben, die alle neben dem<br />

Satz existierenden selbständigen syntaktischen Einheiten umfaßt und die nun<br />

in verschiedenen Ausprägungen vorkommen kann. Diese verschiedenen<br />

Ausprägungen gilt es zu beschreiben. Grundlage sollten die syntaktischen<br />

Gegebenheiten der jeweiligen Konstruktion sein, wie sie in der Rede beobachtet<br />

werden können.<br />

Dazu gibt es bereits verschiedene Untersuchungen, auf die zurückgegriffen<br />

werden kann. Ich verweise z. B. auf die Arbeiten von Lindgren<br />

(1985 und 1987), Schreiber (1995), Werner (1994) und Behr/Quintin (1996).<br />

Diese Ansätze beziehen sich aber in aller Regel auf Konstruktionen, wie sie in<br />

der dialogischen Kommunikation auftreten. Für die ausgewählten Textsorten<br />

gilt es aber, sich auf monologische Rede einzustellen, weshalb durchaus<br />

andere Konstruktionen erwartbar sein sollten als im Dialog.<br />

Mein Vorschlag einer Kategorisierung, der auf den Gegebenheiten in den<br />

ausgewählten Textsorten basiert, sieht folgendermaßen aus: 8<br />

1 Syntalctische Primärstrulcturen syntaktisch selbständige Strukturen, die<br />

nicht Satzglied bzw. Satzgliedteil einer übergeord<strong>net</strong>en syntaktischen<br />

Einheit und damit nicht Dependens einer übergeord<strong>net</strong>en Struktur sind)<br />

1.1 Sätze (= wohlgeformte prädikative Strukturen, im Minimalfall bestehend<br />

aus einem Verbkomplex mit finitem Verb und einer Ergänzung im<br />

Nominativ):<br />

Bereits nach vier Minuten paßte Sammer steil auf Ziege. (SB)<br />

/ diesmal hat er sich das Leder zu weit vorgelegt und dadurch geht es über die

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