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Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net

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,Ellipsen', syntaktische Formate und Wissensstrukturen 107<br />

informatives Element, "durch das der Plan mitgeteilt wird: dieses Element<br />

entspricht dem propositionalen Gehalt der Aufforderung. Je nachdem, wieviel<br />

an gemeinsamem Wissen in der Situation <strong>des</strong> gemeinsamen Handelns<br />

enthalten ist braucht S (der Sprecher, d. Verf.) nur einen bestimmten<br />

Gegenstand zu beneImen (z.B. vier Äpfel, d. Verf) oder auch nur auf ihn zu<br />

zeigen, um damit bereits den gesamten Plan, nämlich die Handlung, die mit<br />

dem Gegenstand durch H (den Hörer, d.Verf.) ausgeführt werden soll, an H zu<br />

transferieren Jl<br />

(Rehbein 1977: 338). Auf der Hörerseite wird durch die Aufforderungshandlung<br />

ein kognitiver Prozeß angesprochen, und die Aufforderung<br />

umgesetzt, weIm der Hörer in der Lage und motiviert ist, den Plan zu übernehmen.<br />

Die Äußerungssequenz, durch die als Aufforderung der Kaufakt initiiert<br />

wird, läßt sich als eine Sprechhandlungsregel (SPR) formulieren, bei der die<br />

interaktive Dimension mitberücksichtigt ist und das gemeinsam geteilte<br />

Wissen zwischen V und K (Labov /FansheI1978). Wir wollen im folgenden die<br />

Sprechhandlungsregel geben, die für das Handlungsmuster ,Kaufakt' obligatorisch<br />

ist:<br />

SPR-l für die direkte Aufforderung zur Durchführung <strong>des</strong> Kaufaktes: Wenn K V zum<br />

Zeitpunkt ti durch eine Äußerung U zum Vollzug <strong>des</strong> Kaufaktes durch Erfüllung<br />

<strong>des</strong> Kaufwunsches (X) auffordert, und V g1aubt, daß K g1aubt, daß<br />

1. a) X getan werden muß<br />

b) V X ohne Aufforderung nicht tun würde<br />

2. V fällig ist, X zu tun<br />

3. V die Verpflichtung hat, X zu tun<br />

4. K das Recht hat, V aufzufordern, X zu tun,<br />

dann wird K' s Äußerung als eine gültige Aufforderung zur Durchführung <strong>des</strong><br />

Kaufaktes verstanden.<br />

Die Realisierung dieser Sprechhandlung erfolgt in (12) in drei unterschiedlichen<br />

syntaktischen Formaten:<br />

1. geben sie mir bitte eine schöne traube! (Z. 18)<br />

2. vier äpfel bitte. (Z. 33)<br />

3. gran ny ja! (Z. 36)<br />

Als erste Teile einer Paarsequenz tritt als Formatierung in der Regel eine freie<br />

NP auf und nahzu immer daIm, weIm ein zweiter oder folgender Kaufwunsch<br />

geäußert wird. Komplexere Formate wie die explizite Aufforderung in Z. 18<br />

sind seIten und treten als Kodierung <strong>des</strong> ersten Kaufwunsches auf. Ist der<br />

Kauf-Verkauf-Akt initiiert und etabliert, kÖImen die Beteiligten in der Kaufsituation<br />

auf so viel gemeinsam geteiltes Wissen rekurrieren, daß die<br />

BeneImung eines Kaufobjektes ausreicht, dies als Aufforderung (SPR-l) zu<br />

verstehen.5<br />

Die Aufforderung seitens <strong>des</strong> Käufers wird durch den Verkäufer verbal<br />

oder nonverbal bestätigt. Durch die Bestätigung wird die Kaufhandlung ,ratifiziert':

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