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Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net

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14 Peter Schlobinski<br />

rahmenöffnende als auch rahmenschließende Sequenz (s. Z. 1, 3, 4), wobei<br />

die rahmenschließende Sequenz gleichzeitig die Möglichkeit eröffnen kann,<br />

mit der direkten Rede fortzufahren (Z. 10i. und 16f.). Über die Rektion <strong>des</strong><br />

Verbs sagen kann dem eingebetten Objekt-Argument eine doppelte<br />

syntaktische/ semantische Funktion zugewiesen werden, das spezifische<br />

Formatierungsmuster ergibt sich aus dem gesprächsstrukturellen Muster <strong>des</strong><br />

narrativen Diskurses. Die theoretisch denkbare Formatierung [[Ich sage [X]]<br />

sag' ich] ist auf der Grundlage <strong>des</strong> narrativen Handlungsmuster auszuschließen.<br />

(Weiteres zur indirekten Rede s. Günthner in diesem Band.)<br />

Wie in (2) die syntaktische Formatierung auf der Folie der narrativen<br />

Organisationsstruktur zu sehen ist, so stellt sich in (3) die Kodierung der sog.<br />

,Topikposition' als abhängig von einem speziellen Diskurstyp dar.<br />

(3)<br />

1 P: ein kopfsalat<br />

2 M: ein kopfsalat. (4.0) so (.) außerdem?<br />

3 P: drei zitronen<br />

4 M: ja (.) die muß ick noch haIn<br />

5 die hab ick noch drinne<br />

6 die muß ick mal schnell haIn (4.0) «holt eine Kiste))<br />

7 püh der is so groß (.)<br />

9 den krieg ick ja nich zusammjepreßt<br />

10 der is so schwer (2.0)<br />

11 da werdet'a mal merkn wie ville dU heute is<br />

12 P: der geht dann immer noch so schwer raus<br />

(Verkauf-17:7-19)<br />

Diskursausschnitt (3) ist ein anschauliches Beispiel dafür, welche Probleme<br />

verbunden sind mit allein quantifizierenden Ansätzen, bei denen sog.<br />

Hierarchien etabliert werden. Dies soll an Givons (1984) ,topic hierarchy' im<br />

folgenden veranschaulicht werden. Die von Givon formulierte Topikhierarchie<br />

"is a ranking order of the various semantic case-roles according to<br />

the likelihood of their becoming the more continuous topic in dis course; more<br />

specifically, however, according to the likelihood of their occupying the<br />

pragmatic case-roles of subject or direct object in simple c1auses lJ<br />

(Givon 1984:<br />

139). Der Argumentationszusammenhang ist dabei der folgende: Die Nominalgruppe,<br />

die im laufenden Diskurs über Koreferenzmechanismen am<br />

stärksten kontinuiert wird, ist das primäre Satztopik. Das primäre Satztopik<br />

ist prototypisch die 5ubjekt-Nominalgruppe. Die semantische Kasusrolle, die<br />

prototypischerweise mit dem primären 5atztopik verbunden ist, ist die<br />

Agens-Rolle. Anders formuliert: Wenn ein einfacher Satz ein Agens­<br />

Argument hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß dieses Subjekt<br />

primäres 5atztopik ist: "If the simple clause has an agent argument, it will be<br />

the subject" (ibid., 5.140). Unter der Voraussetzung, daß wir wissen, was eine<br />

Agens-Rolle ist, scheint dies einleuchtend, wenn man zudem die Analysen

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