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Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net

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'Ellipsen' als interaktiv relevante Konstruktionen? 119<br />

(iii) Feste Ausdrücke, wie z. B. Mir nach! oder Feuer!<br />

(iv) Lexikalische Ellipsen, wie z. B. Dtto sitzt (im Gefängnis)<br />

(v) Verarbeitungsbedingte Ellipsenl wie z. B. agrammatische Äußerungen<br />

von Aphatikem<br />

(vi) Entwicklungsbedingte Ellipsen, wie z. B. Äußerungen von Erst- und<br />

Zweitsprachenlernern<br />

Der Gebrauch dieser Ellipsen sei stark kontextabhängig. Die kontextabhängigen<br />

Ellipsen unterscheidet Klein von den Ikontextkontrollierten<br />

Ellipsen'; diese "verlangen einen expliziten sprachlichen Kontextl d. h. eine<br />

vorausgehende oder folgende Struktur, von der jene der elliptischen<br />

Äußerung abhängt" (Klein 1993: 768). Klein zählt hierzu<br />

(vii) Koordinationsellipsen, wie in Fritz schwimmt schneller als Dtto (schwimmt)<br />

(ebd.: 768)1 und<br />

(viii) Adjazenzellipsen wie in (ebd.):<br />

- Frage-Antwort-Folgen: Wer schlug wen wo? - Alexander die Perser bei<br />

Issos<br />

- Teilweise Korrekturen: Dtto hat hundert Mark gewonnen. - (Nein,) Peter<br />

tausend verloren<br />

- Teilweise Bestätigungen: Dtto hat im Lotto gewonnen. - (Ja l<br />

) fast eine<br />

Million.<br />

- Parallele Fortführungen: Ich komme heute abend. - Ich auch. - Ich nicht.<br />

Als Spezialfälle der Koordinationsellipsen werden das Gappingl d. h. der<br />

Wegfall eines identischen Verbs; die VP-Ellipse, bei der eine ganze VP entfällt<br />

oder reduziert wird; das Null-Complement, bei dem Komplementsätze<br />

reduziert werden; das ,Sluicing', d. h. I/das Kappen eines untergeord<strong>net</strong>en<br />

Fragesatzes unmittelbar nach dem einleitenden Fragewort" (ebd.: 779),<br />

behandelt. Von den weiteren Ellipsentypen, die noch benannt werden,<br />

möchte ich im Hinblick auf deren häufiges Vorkommen in Transkriptionen<br />

gesprochener deutscher Sprache nur den Topik-Wegfall herausgreifen, für<br />

den Klein die folgenden Beispiele gibt:<br />

,,(Da) kannst du nichts machen, (Er/sie) war ganz schön schlapp, (Ich) bin gestern<br />

angekommen, (Das) kann ich leider nicht sagen" (Klein 1993: 781, veränderte<br />

Notation).<br />

Bei den Ellipsen-Theorien konkurrieren seit langem grammatische und<br />

funktionale Ansätze (für einen Überblick siehe auch Ortner 1987). Bei den<br />

grammatischen Ellipsen-Theorien muß weiterhin unterschieden werden<br />

zwischen einem Aussparungs-, Tilgungs- oder Reduktionsansatz (siehe Klein<br />

1993 für einen Überblick) und einem Koordinations- oder Kompositionsansatz<br />

(für das <strong>Deutsch</strong>e siehe Kindt 1985, Günther u. a. 1993). Neuere<br />

Arbeiten im Rahmen der generativen Grammatik (GB) generieren Ellipsen<br />

auf der Ebene der Logischen Form als vollständige Sätze mit Leerstellen, die<br />

phonologisch nicht repräsentiert werden (fürs <strong>Deutsch</strong>e vgl. Schwabe 1994a<br />

und b). Hieran knüpft auch Klein (1993) mit seinem phonologischen Ansatz<br />

zur Erklärung von Ellipsen an. Kleins phonologische Ellipsentheorie geht

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