Syntax des gesprochenen Deutsch - mediensprache.net
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Satzinitiale Voranstellungen im <strong>gesprochenen</strong> <strong>Deutsch</strong> 33<br />
2.3 Intonatorische Merkmale<br />
Die oben vorgestellte Klassifikation nach Altmann (1981) geht bei der LV<br />
davon aus, daß das LV-Element mit progredienter Tonführung realisiert wird<br />
und keine ,Satzpause' was immer das genau sein mag - zwischen LV<br />
Element und nachfolgender Proform auftritt, "es kann sogar jede Art von<br />
Pause unterbleiben" (Altmann 1981: 48). Die intonatorischen Merkmale <strong>des</strong><br />
FT zeigen dagegen steigenden oder fallenden Tonhöhenverlauf auf dem<br />
vorangestellten Element und eine Satzpause zwischen Voranstellung und<br />
Nachfolgeäußerung. Da die sonstigen Eigenschaften <strong>des</strong> FT nicht näher<br />
präzisiert werden können, ist die Intonation das eigentlich distinktive<br />
Merkmal, das eine eindeutige Trennung zwischen LV und FT erlaubt. Die<br />
Klassifikation Seltings (1993) fordert für die LV, das vorangestellte Element<br />
müsse prosodisch in den nachfolgenden Satz integriert sein, diese<br />
prosodische Integration "wird durch Realisierung quasi ,unter dem Dach' der<br />
ununterbrochen fortgesetzten Intonationskontur signalisiert" (Selting 1993:<br />
294); sei dies nicht der Fall, läge jeweils FT vor. Da nun aber das Ende von<br />
kohärenten Intonationskonturen gerade auch durch das Vorhandensein von<br />
Tonbrüchen und Pausen angezeigt wird, dürften sich Seltings und Altmanns<br />
Kriterien weitgehend entsprechen.<br />
Wenn wir unsere Daten intonatorisch analysieren, finden wir eine Reihe<br />
klarer Fälle von integrativer vs. non-integrativer prosodischer Realisierung;<br />
als Kriterium für prosodische Integrativität ziehen wir die von Selting vorgeschlagenen<br />
Merkmale der kohäsiven Intonationskontur heran.<br />
(1) mei mensch <strong>des</strong> geld <strong>des</strong> kannst dir beim heiligenstein suchen<br />
In (1) liegt ein steigender Akzentton auf dem vorangestellten Element geld;<br />
die Tonhöhenbewegung geht von einem relativ tiefen zu einem mittleren<br />
Tonhöhenniveau. Die Pro form <strong>des</strong> schließt ohne Pause an; die Kontur wird<br />
etwa auf gleichem Tonhöhenniveau fortgeführt. Einen zweiten, höher gelegenen<br />
Akzentgipfel bildet der Fokusexponent heiligenstein (mit fallendem<br />
Akzentton). Diese intonatorischen Merkmale scheinen mir für dieses Muster<br />
prototypisch. In manchen Fällen zeigt der Akzentton auf der Voranstellung<br />
auch so geringe Tonhöhenveränderungen, daß der Eindruck eines gleichbleibenden,<br />
,schwebenden' Akzents entsteht. Steigender Akzent liegt auch<br />
dann vor, wenn die Voranstellung als Exponent <strong>des</strong> Satzfokus primär<br />
akzentuiert ist. Diese Akzentuierung <strong>des</strong> vorangestellten Elementes führt<br />
nicht zur Wiederholung <strong>des</strong> Akzents auf der wiederaufnehmenden Proform 4 ;<br />
vgl. (32), wo im vorhergehenden Abschnitt lediglich von der Lieferung eines<br />
Schlafzimmers die Rede war; die (geglückte) Montage <strong>des</strong> Bettes wird der<br />
(nicht geglückten) Montage <strong>des</strong> Kastens gegenübergestellt:<br />
(32) A: jetzt haben=s vom kasten keine r'ückwand <strong>net</strong> zum montieren. <strong>net</strong>, jetz<br />
B: aus is=s aus is=s<br />
-) A: haben=s das bett, a=so=a französisches bett hat sich sich halt kauit, <strong>des</strong><br />
B: ja die sind<br />
A: haben=s aufstellen können und die restlichen teile vom kasten lehnen da<br />
B: eh recht fesch.