Fibromyalgie â endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg
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Manfred Ruoß, Kerstin Harrabi Entspannung, Imagination, Biofeedback<br />
Bei der Behandlung von Schmerzpatienten mit Biofeedback lassen sich drei biologische Maße<br />
bevorzugt nutzen: Muskelspannung, Hautwiderstand/Hautleitfähigkeit, Hauttemperatur.<br />
Diese Parameter stellen die „Arbeitspferde“ des Biofeedback dar.<br />
Die Muskelspannung (EMG, Elektromyogramm, Einheit: Micro Volt) lässt sich messen, indem<br />
kl<strong>ein</strong>e elektrochemische Veränderungen bei der Kontraktion der Muskeln registriert<br />
werden. Durch die Rückmeldung dieses Maßes kann die funktionale Steuerung verschiedener<br />
Muskelgruppen gezielt trainiert werden. Ein erstes Ziel ist immer die Tonusreduktion in<br />
dysfunktional angespannten Muskeln. Der Hautwiderstand ist Ausdruck der elektrischen Aktivität<br />
der Haut (Einheit: Micro Siemens), die ihrerseits direkt assoziiert ist mit Arousal. Dieses<br />
Maß ändert sich abhängig von der Schweißdrüsenaktivität, die direkt von der Aktivität<br />
des sympathischen Zweigs des autonomen Nervensystems bestimmt wird. Es treten direkte<br />
und schnelle Reaktionen auf psychosoziale Stimuli auf! Patienten können durch diese Reaktionen<br />
(und deren Rückmeldung) lernen, dass schnelle und intensive physiologische Reaktionen<br />
in belastenden Situationen – tatsächlich meist bei der bloßen mentalen Vorstellung<br />
solcher Ereignisse – auftreten. Die Hauttemperatur ist <strong>ein</strong>e sich langsam ändernde Größe,<br />
langsam im Kontrast zum Hautwiderstand. Die Erhöhung der peripheren Temperatur geht<br />
<strong>ein</strong>her mit dem Rückgang sympathischer Erregung. Temperaturerhöhung ist <strong>ein</strong> Zeichen<br />
allgem<strong>ein</strong>er Entspannung. Seit Sargent, Green und Walters (1972) ist bekannt, dass die<br />
spontane Beendigung von Migräne von <strong>ein</strong>er Erwärmung der Hände begleitet ist. Hauttemperaturfeedback<br />
gilt seither als Methode der Migränebehandlung. Diese Technik kann aber<br />
auch allgem<strong>ein</strong> zur Stressregulation <strong>ein</strong>gesetzt werden.<br />
Für Biofeedbackinterventionen gibt es drei hauptsächliche Strategien. Man kann das Verfahren<br />
als Hauptintervention oder als Therapiemodul in der multimodalen Schmerztherapie <strong>ein</strong>setzen.<br />
In diesem Fall wird über mehrere Wochen <strong>ein</strong> Feedbacktraining mit mehreren Sitzungen<br />
pro Woche durchgeführt. Dies bedeutet beispielsweise für Patienten mit Kopfschmerzen<br />
vom Spannungstyp, dass mit der Rückmeldung des Frontalis-EMG oder des<br />
EMG der Nacken- und Schultermuskulatur gearbeitet wird. Die zweite Strategie wird als unterstützende<br />
edukative Intervention bezeichnet. Dabei werden Patienten Zusammenhänge<br />
zwischen psychologischen und physiologischen Vorgängen vermittelt. Es gelingt damit auch<br />
<strong>ein</strong> „objektiver“ Beweis der Entspannung bzw. der Störung der Entspannung. Dies führt bei<br />
vielen Patienten, die <strong>ein</strong>e „Psychologisierung“ ihrer Funktionsstörung zunächst ablehnen, zu<br />
<strong>ein</strong>er Akzeptanz des Verfahrens und zu mehr Offenheit gegenüber psychologischen Methoden<br />
insgesamt. Diese Patienten vermögen auf diesem Weg auch ihr somatisch ausgerichtetes<br />
Störungsmodell zu revidieren.<br />
100 m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum