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Fibromyalgie – endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg

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Wolfgang Hausotter Sozialmedizinische Aspekte der <strong>Fibromyalgie</strong><br />

Nach dem Lernmodell sind Schmerzen, die in ähnlicher Form von <strong>ein</strong>em Mitglied der Primärfamilie<br />

präsentiert wurden, häufig von Bedeutung, aber auch der in der Kindheit erlernte Umgang<br />

mit Schmerzen, der sich wiederum an dem Vorbild der Erwachsenen orientierte.<br />

Eine chronisch gehemmte Aggression kann ebenso <strong>ein</strong>e Rolle spielen wie Selbstüberforderungstendenzen<br />

oder <strong>ein</strong>e Alexithymie. Der Krankheitsverlauf mit s<strong>ein</strong>en Bewältigungsstrategien<br />

weist nicht selten in diese Richtung. Ein allmählicher Beginn ist häufig, selten geht <strong>ein</strong><br />

akutes körperliches oder psychisches Trauma voraus.<br />

Arzt-Patienten-Verhältnis<br />

Neben der oft auch durch die behandelnden Ärzte geförderten somatischen Fixierung besteht<br />

meist <strong>ein</strong>e schwierige Arzt-Patienten-Beziehung. Die Patienten sind prädestiniert zu<br />

häufigem Arztwechsel und suchen dabei Spezialisten unterschiedlicher Fachrichtungen auf<br />

(„Koryphäenkiller“), besonders, wenn das somatische Krankheitskonzept des Patienten auch<br />

nur vorsichtig in Frage gestellt wird.<br />

Die Erfordernis, vorhandene, unlösbar ersch<strong>ein</strong>ende Konfliktsituationen aufzudecken, verlangt<br />

Geschick, Fingerspitzengefühl und Zeit seitens des Arztes. Neben der grundsätzlich<br />

notwendigen Bereitschaft des Patienten, sich überhaupt zu öffnen, und der des Arztes, die<br />

Klagen des Patienten vorurteilsfrei zu akzeptieren und nicht anzuzweifeln, bewährt es sich,<br />

verständliche Modelle der psychosomatischen Symptombildung zu verwenden. Nicht selten<br />

hört man in der Begutachtungssituation: „Was hat denn m<strong>ein</strong>e Kindheit mit m<strong>ein</strong>en jetzigen<br />

Schmerzen zu tun?“ Ausgehend von geläufigen Termini wie „Stress“ und „Überforderung“<br />

kann über „innere Anspannung“ bis hin zu „schmerzhafter Verkrampfung der Muskeln“ dem<br />

Patienten <strong>ein</strong> Erklärungsmodell für die Rolle psychischer Komponenten angeboten werden,<br />

was dann den Einstieg in die genauere Konfliktanalyse erleichtert. Auslösende seelische<br />

Faktoren lassen sich am ehesten in weiteren ärztlichen Gesprächen eruieren.<br />

Tatsächlich sind häufige, zunächst unlösbar ersch<strong>ein</strong>ende Konfliktsituationen ausschlaggebend:<br />

psychische und körperliche Überforderung, Angst, mit <strong>ein</strong>er Situation nicht fertig zu<br />

werden, Unzufriedenheit im beruflichen und privaten Bereich, Schwierigkeiten in <strong>ein</strong>er Partnerbeziehung,<br />

Probleme mit <strong>ein</strong>er Person in der Verwandtschaft oder am Arbeitsplatz, unter<br />

denen der Betroffene leidet, Verlustsituationen, Entwurzelung, Schockerlebnisse und Enttäuschungen,<br />

auch solche in der frühen Vorgeschichte.<br />

Gerade Trennungssituationen, Verlust <strong>ein</strong>es Elternteils sowie <strong>ein</strong>e schon in Kindheit und<br />

Jugend auffallende, übermäßige Schmerzwahrnehmung spielen <strong>ein</strong>e Rolle. Die Erhellung<br />

der aktuellen Lebenssituation zum Zeitpunkt des Auftretens der Symptomatik ist dann ganz<br />

entscheidend, um zu <strong>ein</strong>em Verständnis der Funktion des chronischen Schmerzes zu erreichen.<br />

66 m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum

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