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Fibromyalgie – endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg

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Hans-Dieter Basler <strong>Fibromyalgie</strong> – Endpunkt <strong>ein</strong>es Prozesses der Chronifizierung von Schmerz?<br />

<strong>Fibromyalgie</strong> – Endpunkt <strong>ein</strong>es Prozesses der Chronifizierung von<br />

Schmerz?<br />

H<strong>ein</strong>z-Dieter Basler<br />

1. <strong>Fibromyalgie</strong> – <strong>ein</strong> Syndrom ohne Ätiologie?<br />

Crofford und Clauw (2002) stellten, zehn Jahre nachdem das American College of Rheumatology<br />

die Klassifikationskriterien für <strong>Fibromyalgie</strong> entwickelt hatte, fest, dass unter vielen<br />

Rheumatologen <strong>ein</strong>e erhebliche Frustration bestünde, weil die ätiopathogenetischen Mechanismen<br />

der Erkrankung immer noch nicht bekannt wären. Unser Wissen darüber, mit welchen<br />

Mechanismen die <strong>Fibromyalgie</strong> assoziiert ist, hat sich zwar in den letzten Jahren ständig<br />

erweitert. Eine Assoziation kann allerdings höchstens dazu dienen, Hypothesen über<br />

kausale Mechanismen aufzustellen, <strong>ein</strong> Beweis für kausale Zusammenhänge ist daraus nicht<br />

abzuleiten.<br />

Das Vollbild der <strong>Fibromyalgie</strong> ist sowohl mit somatischen als auch mit psychischen Auffälligkeiten<br />

assoziiert. Auf der somatischen Seite finden wir neben <strong>ein</strong>er Sensitivierung in Bezug<br />

auf Schmerzreize auch Veränderungen im Muskelgewebe und Veränderungen im hormonellen<br />

System. Bei <strong>Fibromyalgie</strong>-Patienten zeigt sich <strong>ein</strong>e generalisierte Hyperalgesie (Graven-<br />

Nielsen et al., 1999). Wir beobachten s<strong>ein</strong>e vermehrte Sensitivität für thermische, mechanische<br />

und elektrische Reize. Dies legt nahe, dass es beim <strong>Fibromyalgie</strong>-Syndrom zu veränderten<br />

zentralnervösen Abläufen in der Schmerzverarbeitung kommt (Flor, 2003). Zu den<br />

wesentlichen zentralnervösen Mechanismen für die Entstehung des <strong>Fibromyalgie</strong>-<br />

Schmerzes gehören die temporale Summation des Schmerzes (Wind-up) und die zentrale<br />

Sensitivierung (Staud et al., 2001). Hyperalgesie und Allodynie sind die Folge.<br />

Muskelbiopsien zeigten <strong>ein</strong>e Atrophie der Tpy-II-Fasern sowie Veränderungen in mitochondrialen<br />

und tubulären Strukturen (Goldenberg, 1988). Tendenziell zeigte sich <strong>ein</strong>e Typ-I-<br />

Faser Hypertrophie. Lund et al. (1986) konnten mit <strong>ein</strong>er Sauerstoffelektrode in den spezifischen<br />

Tender Points der Patienten <strong>ein</strong>e schlechtere Oxygenierung als in schmerzfreiem<br />

Gewebe feststellen. Dies führt bei den Patienten erheblich schneller als bei Gesunden zur<br />

anaeroben Glykolyse und schließlich zu <strong>ein</strong>er Schmerzsymptomatik, wie sie auch bei Gesunden<br />

nach schwerer, inadäquater körperlicher Anstrengung auftritt. Des weiteren konnte<br />

<strong>ein</strong>e Verarmung an Carnitin aus der Vitamin B Gruppe nachgewiesen werden. Das Problem<br />

ist, dass die meisten dieser Befunde nicht spezifisch für das <strong>Fibromyalgie</strong>-Syndrom sind,<br />

sondern auch bei anderen stark chronifizierten Schmerzkrankheiten auftreten. Die Veränderungen<br />

im Muskelgewebe können zudem weitgehend als Zeichen <strong>ein</strong>er Inaktivitätsatrophie<br />

gedeutet werden. Diese Aussage gilt auch für die beobachteten hormonellen Veränderungen,<br />

die sich in <strong>ein</strong>er Störung der zirkadianen Rhythmik des Cortisols, <strong>ein</strong>er Erniedrigung des<br />

Serotonin-Spiegels, <strong>ein</strong>er Erhöhung des Spiegels von Substanz P und <strong>ein</strong>em Mangel an<br />

m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum<br />

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