15.01.2013 Aufrufe

Fibromyalgie – endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg

Fibromyalgie – endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg

Fibromyalgie – endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Winfried Häuser <strong>Fibromyalgie</strong>syndrom – <strong>ein</strong>e somatoforme Schmerzstörung?<br />

Störungen (Chi� 14,0; p = 0,003) als Probanden ohne biografische Belastungsfaktoren. Biografische<br />

Belastungen fanden sich häufiger bei Probanden mit schweren und mittelschweren<br />

Verlaufsformen (Chi � = 6,0; p = 0,05). Bei der Frage nach der subjektiven Krankheitstheorie<br />

im DSF gaben 47 Probanden <strong>ein</strong>e somatische Krankheitstheorie (körperliche Erkrankung,<br />

Unfall, Operation, körperliche Belastung, Vererbung), drei <strong>ein</strong>e psychogene Krankheitstheorie<br />

(seelische Belastung), drei k<strong>ein</strong>e Erklärung und 46 <strong>ein</strong>e gemischte Krankheitstheorie (sowohl<br />

körperliche als auch seelische Belastungen) an.<br />

6. Fazit – Notwendigkeit der Differenzierung von FMS-Subgruppen<br />

In der vorliegenden Untersuchung konnte bei deutschen Patienten, welche überwiegend in<br />

der primären und sekundären Versorgungsstufe behandelt wurden, die in der Literatur beschriebenen<br />

soziodemographischen (weibliches Geschlecht, niedriger Sozialschichtindex)<br />

und die psychosozialen Risikofaktoren (biografische Belastungsfaktoren, frühere psychische<br />

Störungen, aktuelle psychosoziale Stressoren bzw. zum Zeitpunkt der Generalisierung der<br />

Schmerzsymptomatik) bestätigt werden. 60% der begutachteten Patienten erfüllten die Kriterien<br />

<strong>ein</strong>er anhaltenden somatoformen Schmerzstörung bzw. <strong>ein</strong>er (somatisierten) affektiven<br />

Störung. Bei 21% der Begutachteten entwickelte sich die psychische Störung in Folge der<br />

generalisierten Schmerzsymptomatik, 15% der Probanden wiesen k<strong>ein</strong>e aktuelle oder frühere<br />

psychische Komorbidität auf. Die Häufigkeit psychischer Störungen ist jedoch nicht spezifisch<br />

für das FMS, sondern <strong>ein</strong> konstitutives Merkmal chronischer Schmerzsyndrome. Psychische<br />

Störungen erhöhen – entweder als Folge biografischer Belastungsfaktoren oder im<br />

Sinne <strong>ein</strong>er komorbiden biologischen Disposition –das Risiko für die Entstehung <strong>ein</strong>es chronischen<br />

Schmerzsyndroms. Umgekehrt können die psychosozialen Belastungen <strong>ein</strong>es chronischen<br />

Schmerzsyndroms vorbestehende Dispositionen <strong>ein</strong>er psychischen Störung aktualisieren<br />

(36).<br />

Zusammenfassend stellen wir fest, dass es nicht gerechtfertigt ist, das FMS pauschal als<br />

somatoforme Schmerzstörung oder somatisierte Depression zu konzeptualisieren. Weibliches<br />

Geschlecht, niedriger sozialer Schichtindex, biografische Belastungen sowie frühere<br />

psychische Störungen sind häufige, jedoch nicht obligate Risikofaktoren für die Entstehung<br />

<strong>ein</strong>es FMS. Ein biopsychosoziales Modell der FMS sowie <strong>ein</strong>e Unterteilung des FMS in Subtypen<br />

ersch<strong>ein</strong>t angebracht. Wir haben an anderer Stelle vorgeschlagen, <strong>ein</strong>e somatoforme<br />

Schmerzstörung vom Typ des FMS, <strong>ein</strong>e somatisierte Depression bzw. Angststörung vom<br />

Typ des FMS, <strong>ein</strong> FMS mit depressiver Anpassungsstörung sowie <strong>ein</strong> FMS ohne psychische<br />

Komorbidität zu unterscheiden (37). Die Unterscheidung der beiden erst genannten Unterformen<br />

ist oft problematisch, da sich bei ICD-10 bzw. DMS-IV-Kodierungen häufig neben der<br />

Diagnose der somatoformen Schmerzstörung depressive und/oder Angststörungen kodiert<br />

werden müssen, um das psychopathologische Bild vollständig abzubilden.<br />

Ähnliche Unterteilungen wurden von anderen Arbeitsgruppen vorgenommen: Zeitreihenanalysen<br />

psychosomatischer Arbeitsgruppen weisen ebenfalls daraufhin, dass die zeitlichen<br />

m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum<br />

29

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!