Fibromyalgie â endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg
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Oliver Kuhnt, Beatrix Linke Kognitiv-Behaviorales Schmerzbewältigungsprogramm<br />
es in den verschiedenen Bereichen Ihres Lebens?, Was wäre erwünscht?, Gibt es auch unerwünschte<br />
Veränderungen? aus<strong>ein</strong>ander. Dieses sensible Thema behandeln wir i. d. R.<br />
gegen Ende des Gruppenprogramms, da hierfür <strong>ein</strong>e vertrauensvolle Gruppenatmosphäre<br />
essentiell ist. Gem<strong>ein</strong>sam mit den Patienten wird erarbeitet, dass Schmerzen zwar <strong>ein</strong> erhebliches<br />
Leiden verursachen, jedoch auch mit positiven Konsequenzen für den daran Erkrankten<br />
verbunden s<strong>ein</strong> können. Viele Patienten haben z. B. Schwierigkeiten, n<strong>ein</strong> zu sagen<br />
und sich adäquat abzugrenzen. Krankheit kann <strong>ein</strong> Signal für Überforderung s<strong>ein</strong> und dem<br />
Betroffenen helfen, sich durchzusetzen (z. B. Aufgabenverteilung in Familie, Beruf). Der<br />
Schmerz hilft häufig, etwas durchzusetzen, was sich Menschen sonst nicht erlauben würden.<br />
Im Krankheitsverlauf kann sich <strong>ein</strong> solcher Mechanismus verselbständigen und verschlimmern.<br />
Es kommt zu <strong>ein</strong>er operanten Verstärkung. Zu häufig von unseren Patienten genannten<br />
operanten Faktoren gehören z. B. Schmerz als Signal für Überforderung, die Wahrnehmung<br />
von sich selbst/ von eigenen Bedürfnissen, sich <strong>ein</strong>e Auszeit/ Pausen gönnen, Zuwendung/<br />
Aufmerksamkeit aus der Umgebung erhalten, weniger „muss“/„soll“ etc. Manchmal<br />
erkennen die Patienten sogar, dass sie sich ohne Schmerz in unserer schnelllebigen Zeit im<br />
Berufsleben behaupten bzw. <strong>ein</strong>en Job suchen zu müssten oder k<strong>ein</strong>e Rente mehr zu erhalten<br />
würden. Genannte Faktoren legen nahe, dass die Biografie (nach Egle et. al, 2003 bei<br />
FM z. B. emotional instabile Beziehungen, Gewalterfahrungen, Missbrauch) entsprechende<br />
Verhaltensmuster und Kognitionen (z. B. nicht n<strong>ein</strong> sagen können, sich selbst nicht spüren,<br />
sich durchbeißen). Bei FM-Patienten ist das Leben oft durch Arbeit, Leistung und <strong>ein</strong>en allgem<strong>ein</strong><br />
perfektionistischen Persönlichkeitsstil geprägt. Böck (2003) beschreibt die typische<br />
Persönlichkeitsstruktur von FM-Patienten als „hyperaktiv, hyperperfekt, sehr leistungsmotiviert,<br />
ausgesprochen harmoniebedürftig, sozial überangepasst und nicht selten [als] in Helfer-Syndrom-Berufen<br />
tätig“. Sind den Patienten entsprechende Zusammenhänge bewusst,<br />
können alternative Möglichkeiten der Problemlösung und des Umgangs gesucht werden.<br />
Übergeordnetes Ziel ist, dass die Patienten erkennen, dass in der Krankheit <strong>ein</strong>e Chance auf<br />
positive Veränderungen liegen kann.<br />
Zum Thema operante Faktoren zählen noch zwei weitere Punkte: Zum <strong>ein</strong>en wird von uns<br />
Schmerzverhalten systematisch nicht beachtet und „schmerzkompatibles Verhalten [wird]<br />
systematisch verstärkt in der Absicht, die „gesunden“ Anteile der Person zu erweitern und ihr<br />
mehr Lebensfreude zu ermöglichen“ (Basler, Kröner-Herwig, 1998). Zum anderen haben wir<br />
festgestellt, dass unsere Patienten häufig erst dann <strong>ein</strong>e lange <strong>ein</strong>seitige Körperhaltung ändern,<br />
wenn der Schmerz entsprechend stark ist. Sie halten durch und beißen die Zähne zusammen.<br />
Deshalb sind in unseren <strong>ein</strong><strong>ein</strong>halbstündigen Gruppensitzungen neben Entspannungsübungen<br />
auch regelmäßige Bewegungspausen (ca fünf Minuten) <strong>ein</strong>geplant. Häufig<br />
machen die Patienten die Erfahrung, dass sie so – also durch <strong>ein</strong> regelmäßiges und schmerzunabhängiges<br />
Verändern der Körperposition – schwere Verspannungen und Schmerzen<br />
lindern oder sogar verhindern können. Es wird den Patienten deutlich, dass selbst kl<strong>ein</strong>e<br />
Veränderungen, die <strong>ein</strong>es geringen zeitlichen Aufwands bedürfen, zu <strong>ein</strong>er Verbesserung<br />
ihrer Gesamtsituation beitragen können.<br />
106 m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum