Fibromyalgie â endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg
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Wolfgang Hausotter Sozialmedizinische Aspekte der <strong>Fibromyalgie</strong><br />
Immer noch wird nach <strong>ein</strong>er überzeugenden biologischen Ursache in Form <strong>ein</strong>er Stoffwechselstörung,<br />
hormoneller Einflüsse, <strong>ein</strong>es Virusinfektes oder <strong>ein</strong>er Immunstörung gesucht.<br />
Noch unklar ist die pathogenetische Bedeutung von Autoantikörpern gegen Serotonin,<br />
Ganglioside und Phospholipide, die in erhöhtem Maße vorkommen sollen, ebenso Interleukin-2-Erhöhungen,<br />
die mit <strong>ein</strong>em Autoimmunprozess in Zusammenhang gebracht werden.<br />
Auch dazu gibt es gegenteilige M<strong>ein</strong>ungen. Viele, teilweise widersprüchliche Einzelergebnisse<br />
ergaben bisher k<strong>ein</strong> <strong>ein</strong>heitliches Bild. Eine genetische Disposition wird schließlich ebenfalls<br />
diskutiert.<br />
Dagegen ist <strong>ein</strong>e CK-Erhöhung mit der Diagnose <strong>ein</strong>er primären <strong>Fibromyalgie</strong> nicht zu ver<strong>ein</strong>baren<br />
und bedarf weiterer Abklärung.<br />
4. Psychosomatische Erwägungen<br />
Typisch für die <strong>Fibromyalgie</strong> sind ausgeprägte vegetative Begleitsymptome, wobei innere<br />
Organe am Beschwerdebild beteiligt sind, und häufige psychische Auffälligkeiten wie Angst<br />
und Depression. Daher wird sie heute zurecht zu den psychosomatischen Störungen bzw.<br />
den anhaltenden somatoformen Schmerzstörungen (ICD-10 F 45.4) gerechnet.<br />
Die „Pain-prone“-Persönlichkeit<br />
George L. Engel beschrieb 1959 den „pain-prone“-Patienten, d.h. <strong>ein</strong>en Menschen, der die<br />
Bereitschaft aufweist, unter chronischen Schmerzen zu leiden. Nach Engels klinischen Beobachtungen<br />
wiederholten sich bei bestimmten Schmerzpatienten spezifische Erfahrungen<br />
wie belastende Lebenssituationen in der Biografie, die von ihm als Prädiktoren für <strong>ein</strong> späteres<br />
chronisches Schmerzsyndrom gewertet wurden. Ein länger bestehendes Muster von<br />
psychosozialem Stress in der Kindheit, z.B. bei Ehekonflikten der Eltern, wurde als entscheidend<br />
angesehen. Bezüge zum Modell-Lernen und zu Konversionssymptomen bestehen.<br />
Am Vorliegen <strong>ein</strong>er oft recht ausgeprägten vegetativen Begleitsymptomatik mit Beteiligung<br />
anderer Organe und an den häufigen psychischen Auffälligkeiten wie Angst und Depression<br />
bei der <strong>Fibromyalgie</strong> besteht allgem<strong>ein</strong> k<strong>ein</strong> Zweifel. Gerade Depressionen sind außerordentlich<br />
oft damit vergesellschaftet und werden von manchen Ärzten gar als obligat angesehen.<br />
Ähnliches gilt für <strong>ein</strong>e vorbestehende, lang anhaltende psychosoziale Dauerbelastung.<br />
Eine Reihe von Autoren betrachtet sie daher als primär seelische Erkrankung – im Gegensatz<br />
zu den somatisch orientierten Wissenschaftlern, die <strong>ein</strong>en dazu völlig konträren Standpunkt<br />
vertreten.<br />
Tatsächlich erfolgt die Symptomschilderung oft diffus, gleichzeitig aber auch ausufernd übergenau,<br />
besonders bei Darstellung der bisherigen „Patientenkarriere“. Geht man von den or-<br />
64 m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum