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Fibromyalgie – endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg

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Wolfgang Hausotter Sozialmedizinische Aspekte der <strong>Fibromyalgie</strong><br />

Damit kommt der Erhebung der biografischen Anamnese besonderer Stellenwert zu. Die<br />

Bedeutung frühkindlicher Traumatisierungen, sexuellen Missbrauchs, körperlicher Misshandlungen<br />

und emotionaler Vernachlässigung für die Entstehung chronischer Schmerzsyndrome<br />

ist allgem<strong>ein</strong> anerkannt. Gerade belastende traumatische Kindheitserfahrungen, mangelnde<br />

Zuwendung oder <strong>ein</strong>e unvollständige Familie, aber auch übermäßig erlebte Strenge gelten<br />

allgem<strong>ein</strong> als Risikofaktoren für chronische Schmerzerkrankungen. Nach sexuellem Missbrauch<br />

in der Kindheit kommt <strong>Fibromyalgie</strong> häufig vor und soll auch schwerwiegender verlaufen<br />

als ohne entsprechendes psychisches Trauma. Ein solcher oder auch <strong>ein</strong>e Gewalterfahrung<br />

wird bei etwa zwei Drittel der Betroffenen gefunden (Conrad).<br />

Persönlichkeitsstruktur<br />

Die Persönlichkeitsstruktur erweist sich oft als zwanghaft und perfektionistisch mit depressiven,<br />

hypochondrischen und hysterischen, aber auch fordernden Zügen, ausgeprägtem<br />

Gerechtigkeitsgefühl, Ehrgeiz, sozialem Engagement sowie gleichzeitig geringem Selbstwertgefühl.<br />

Ein Ambivalenzkonflikt zwischen Fremd- und Selbstbeherrschung <strong>ein</strong>erseits und dienendaufopfernder<br />

Haltung andererseits wird beschrieben (Uexküll 1996). Dieser soll zu <strong>ein</strong>er<br />

chronisch gehemmten Aggressivität führen, die sich wiederum in gesteigertem Muskeltonus<br />

äußert, dem psycho-physiologischen Äquivalent der <strong>Fibromyalgie</strong>.<br />

Allgem<strong>ein</strong> gelten die typischen Persönlichkeitsmerkmale, wie sie auch für andere Patienten<br />

mit psychosomatischen Störungen charakteristisch sind:<br />

• Konfliktleugnung mit Ablehnung anderer Probleme außer den körperlichen Symptomen<br />

• Alexithymie mit der Unfähigkeit, auch unangenehme Gefühle wahrzunehmen<br />

• Perfektionismus mit dem Bestreben, es allen recht machen zu wollen<br />

• Angst vor Abhängigkeit mit <strong>ein</strong>er forcierten Selbstständigkeit<br />

• Unfähigkeit, etwas zu genießen<br />

<strong>Fibromyalgie</strong>-Patienten zeichnen sich allerdings durch besonders intensive Klagen hinsichtlich<br />

Intensität, Ausdehnung und Vielfalt der Beschwerden aus.<br />

Das bio-psycho-soziale Krankheitsmodell wird diesem Beschwerdebild möglicherweise am<br />

ehesten gerecht. Da die körperliche Untersuchung k<strong>ein</strong>e verlässlichen reproduzierbaren Befunde<br />

liefert, ist die biografische Anamnese das entscheidende „Untersuchungsinstrument“.<br />

Die <strong>ein</strong>e körperliche Erkrankung suggerierende Bezeichnung „<strong>Fibromyalgie</strong>“ dient den Betroffenen<br />

zur Abwehr der Erfordernis, sich mit seelischen Konflikten aus<strong>ein</strong>andersetzen zu<br />

müssen, aber auch der Familie gegenüber, um „das Gesicht zu wahren“ und seelische Probleme<br />

nicht <strong>ein</strong>gestehen zu müssen. Dementsprechend nehmen sie die Diagnose, der <strong>ein</strong>e<br />

organische Genese zugrunde zu liegen sch<strong>ein</strong>t, bereitwillig auf und empfinden die meist viel<br />

m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum<br />

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