Fibromyalgie â endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg
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Siegfried Mense Was ist das Besondere am Muskelschmerz?<br />
Schmerzübertragung<br />
Muskelschmerz hat im Gegensatz zum Hautschmerz <strong>ein</strong>e starke Tendenz zur Übertragung,<br />
d. h. die Patienten empfinden die Schmerzen nicht (nur) am Ort der Muskelläsion (z. B. an<br />
<strong>ein</strong>em Triggerpunkt), sondern u. U. in großer Entfernung davon. Ein Beispiel für die Übertragung<br />
der Schmerzen von <strong>ein</strong>em Triggerpunkt im M. soleus in das Gebiet des Sakroiliakalgelenks<br />
ist in Abb. 1 gezeigt. Höchstwahrsch<strong>ein</strong>lich ist die Schmerzübertragung durch Umschaltprozesse<br />
im Rückenmark bedingt, die dazu führen, dass die Schmerzinformation <strong>ein</strong>en<br />
anderen (falschen) Weg nimmt. Subjektiv ist die Umschaltung mit <strong>ein</strong>er Fehllokalisation der<br />
Schmerzquelle verbunden.<br />
Abb.1: Schmerzübertragung von <strong>ein</strong>em Triggerpunkt (TrP3) im M. soleus in das Sakroiliakaigelenkt.<br />
Der TrP erzeugt lokale Schmerzen im M. soleus, die durch Erregung von hier liegenden Nozizeptoren<br />
bedingt sind, und übertragene Schmerzen im Gebiet des Sakroiliakalgelenks, in dem k<strong>ein</strong>e Nozizeptoren<br />
aktiv sind (nach [16]).<br />
In Tierexperimenten kam es innerhalb weniger Stunden (bei der Ratte) zu solchen Umschaltprozessen<br />
im Hinterhorn des Rückenmarks, wenn <strong>ein</strong> peripherer Muskel schmerzhaft<br />
verändert war [7]. In diesem Fall bestand die schmerzhafte Läsion in <strong>ein</strong>er experimentellen<br />
Myositis, die zu <strong>ein</strong>em ständigen Impuls<strong>ein</strong>strom von den Muskelnozizeptoren in das Rückenmark<br />
führte. Das erste Anzeichen für <strong>ein</strong>e spinale Umschaltung war <strong>ein</strong>e Vergrößerung<br />
der Neuronenpopulation, die durch elektrische Reizung des Muskelnerven erregt werden<br />
konnte. Dies bedeutet, dass sich die vom Muskel verursachte Erregung im Rückenmark<br />
ausgebreitet hat. Grundlage für die Erregungsausbreitung im Rückenmark ist wahrsch<strong>ein</strong>lich<br />
die Durchschaltung von ursprünglich „stummen" Synapsen durch die Substanz P, die aus<br />
den ständig erregten marklosen Muskelafferenzen im Rückenmark freigesetzt wird [13] und<br />
die Effektivität dieser Synapsen so stark steigert, dass sie nun durch Aktionspotenziale aus<br />
dem Muskelnerven aktiviert werden, was normalerweise nicht der Fall ist.<br />
m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum<br />
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