Fibromyalgie â endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg
Fibromyalgie â endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg
Fibromyalgie â endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Wolfgang Hausotter Sozialmedizinische Aspekte der <strong>Fibromyalgie</strong><br />
nisch bedingte kardiale Beschwerden, Dysurie, Dysmenorrhoe, Parästhesien, Tremor, Globusgefühl,<br />
Darmstörungen insbesondere im Sinne des „Colon irritabile“, auch kalte Akren<br />
oder Hyperhydrosis überwiegend der Hände, trockener Mund, Dermographismus mit auffallender<br />
Rötung nach Palpation, orthostatische Beschwerden und viele andere mehr werden<br />
oft gleichzeitig geklagt. Gerade dieses weite Spektrum zusätzlicher vegetativer und psychischer<br />
Beschwerden macht die Diagnose so schillernd und erschwert die klare diagnostische<br />
Zuordnung.<br />
2. Diagnostische Kriterien<br />
Die diagnostischen Kriterien des American College of Rheumatology (ACR) 1990 (zitiert<br />
nach Wolfe et al. 1990) sind r<strong>ein</strong> deskriptiv und beschränken sich auf zwei Kardinalsymptome:<br />
ausgebreitet persistierende Schmerzen bzw. Schmerzregionen unter Einschluss der<br />
Wirbelsäule und das Vorliegen von mindestens 11 von 18 definierten „tender points“, d.h.<br />
lokalen subjektiven Druckschmerzpunkten.<br />
Als ausgebreitete Schmerzen („wide spread pain“) werden Schmerzen der ganzen rechten<br />
und/oder linken bzw. oberen und/oder unteren Körperhälfte definiert, wobei <strong>ein</strong>e mindestens<br />
dreimonatige Dauer der Beschwerden gefordert wird. Dazu kommen die vielfältigen, diffusen,<br />
vegetativ geprägten Organbeschwerden unterschiedlicher Art.<br />
Die internationale Festlegung auf <strong>ein</strong>en standardisierten Fingerdruck von 4 kp/cm2 zur<br />
Schmerzauslösung pro Druckpunkt oder die Verwendung <strong>ein</strong>es Dolorimeters sch<strong>ein</strong>t eher<br />
pseudo-objektiv und in der Begutachtungssituation wenig hilfreich. Letztlich sind die Druckpunkte<br />
wenig valide und nicht reliabel und damit diagnostisch nicht weiterführend.<br />
Ein objektivierbares organisches Substrat mit klinischen, radiologischen oder laborchemischen<br />
Normabweichungen existiert bislang nicht.<br />
Grundsätzlich ist die <strong>Fibromyalgie</strong> zunächst <strong>ein</strong>e Ausschlussdiagnose mit <strong>ein</strong>em Negativkatalog<br />
technischer Untersuchungsbefunde. Der Ausschluss <strong>ein</strong>er organisch fassbaren Erkrankung<br />
ist in jedem Fall sorgfältig zu führen. Es ist unzureichend, sich all<strong>ein</strong> auf die subjektiven<br />
Angaben des Betroffenen zu verlassen, ohne <strong>ein</strong>e <strong>ein</strong>gehende umfassende Diagnostik auf<br />
verschiedenen Fachgebieten veranlasst zu haben. Auszuschließen sind vor allem entzündlich-rheumatische<br />
Erkrankungen, Wirbelsäulenprozesse mit radikulärer Symptomatik,<br />
muskuläre Systemerkrankungen, Myositiden oder Kollagenosen.<br />
In der Begutachtungspraxis ersch<strong>ein</strong>en die Probanden allerdings oft überdiagnostiziert und<br />
bringen meist stapelweise Röntgenbilder und Laborbefunde mit, die entweder ohne pathologischen<br />
Befund sind oder die geklagten Beschwerden nicht erklären.<br />
60 m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum