Fibromyalgie â endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg
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Hans-Dieter Basler <strong>Fibromyalgie</strong> – Endpunkt <strong>ein</strong>es Prozesses der Chronifizierung von Schmerz?<br />
dergrund, wie es zu den initialen Symptomen kam, sondern die Frage, wie diese Symptome<br />
sich im Prozess der Chronifizierung zu dem Vollbild des <strong>Fibromyalgie</strong>-Syndroms ausformten.<br />
Zu den letzteren gehören Main und Williams (2002). Sie stellen die These auf, die Bezeichnung<br />
<strong>Fibromyalgie</strong> diene all<strong>ein</strong> der Deskription <strong>ein</strong>er Symptomatik, habe aber k<strong>ein</strong>e spezifische<br />
ätiologische Bedeutung. Kouyanou et al. (1998) sind überzeugt, dass Patienten, denen<br />
die Diagnose <strong>Fibromyalgie</strong> zugeschrieben wird, am Anfang ihrer Patientenkarriere “medically<br />
unexplained symptoms” aufwiesen. In der Folge wurde dann durch iatrogene Prozesse und<br />
psychische Komorbidität in <strong>ein</strong>em Zusammenwirken von Arzt und Patient gem<strong>ein</strong>sam das<br />
Krankheitsbild gestaltet, welches schließlich als <strong>Fibromyalgie</strong>-Syndrom bezeichnet wird.<br />
Die Evidenz über die Prozesse der Chronifizierung wurde vorwiegend durch Studien an Patienten<br />
mit unspezifischem Rückenschmerz gewonnen. Es gilt als gut belegt, dass bei dieser<br />
Patientengruppe sowohl iatrogene Faktoren als auch operante Prozesse sowie spezifische<br />
Kognitionen den Prozess der Chronifizierung begünstigen. Es soll der Frage nachgegangen<br />
werden, ob der Prozess der Chronifizierung sich bei <strong>Fibromyalgie</strong> nicht in ähnlicher Weise<br />
abspielen könnte wie beim Rückenschmerz.<br />
2. Risiken für Chronifizierung<br />
Iatrogene Risiken<br />
Von Kouyanou et al. (1997) wurde in Londoner Schmerzkliniken <strong>ein</strong>e umfangreiche Studie<br />
über den ärztlichen Beitrag zur Chronifizierung durchgeführt. Einbezogen wurden 125 neu<br />
aufgenommene Patienten mit chronischem Schmerz unterschiedlicher Diagnosen mit mindestens<br />
sechs Monaten Dauer, die alle zuvor in der Regelversorgung behandelt worden waren.<br />
Krebspatienten wurden ausgeschlossen. Der iatrogene Beitrag zur Chronifizierung wurde<br />
den folgenden Kategorien zugeordnet:<br />
Überversorgung mit bildgebender Diagnostik und medikamentöser Therapie<br />
Bei 27 % der Stichprobe wurde <strong>ein</strong>e mehrfach wiederholte Untersuchung mit immer aufwändigeren<br />
bildgebenden Verfahren (CT, MRI) durchgeführt, obgleich <strong>ein</strong>e Indikation nicht gegeben<br />
erschien und die Befunde wiederholt negativ waren. 57 % der Patienten hatten mehr<br />
als fünf Behandlungen sequentiell und nicht auf<strong>ein</strong>ander abgestimmt erhalten. Bei 28 % der<br />
Patienten gab es entweder nicht sinnvolle Einnahmeschemata (schmerzkontingent statt zeitkontingent)<br />
oder <strong>ein</strong>e nicht angebrachte Kombination von Schmerzmedikamenten.<br />
Unterversorgung mit Information und Beratung<br />
B<strong>ein</strong>ahe die Hälfte der Patienten hatte bisher k<strong>ein</strong>e plausible Erklärung für ihren Schmerz<br />
bekommen und jeder Vierte berichtete darüber, vom Arzt sei angedeutet worden, dass der<br />
Schmerz nicht glaubhaft sei („pain is in the mind“, „not real“, „imaginative“, „there is nothing<br />
wrong with you“). Es wurde selten deutlich gemacht, dass bildgebende Verfahren den<br />
Schmerz nicht abbilden können und dass <strong>ein</strong> negativer Befund nicht ausschließt, dass der<br />
m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum<br />
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