Fibromyalgie â endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg
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Winfried Häuser <strong>Fibromyalgie</strong>syndrom – <strong>ein</strong>e somatoforme Schmerzstörung?<br />
größeren Präzision von unserer Arbeitsgruppe für die Diagnose <strong>ein</strong>er anhaltenden somatoformen<br />
Schmerzstörung verwendet:<br />
• Schmerzen sind das vorherrschende Symptom<br />
• K<strong>ein</strong> die Schmerzsymptomatik erklärende Befund in somatischer Diagnostik laut interdisziplinärer<br />
Fallkonferenz<br />
• Individuell überfordende äußere oder intrapsychische Konfliktsituation in engem zeitlichen<br />
Zusammenhang mit erstmaligem Auftreten bzw. Generalisierung der Schmerzen<br />
• Symptomwahl und -lokalisation sind lerntheoretisch oder psychodynamisch erklärbar<br />
Sowohl DSM-IV als auch ICD-10 fordern den Ausschluss anderer psychischer Störungen mit<br />
dem Leitsymptom Schmerz, insbesondere affektiver Störungen. Bei Verwendung strukturierter<br />
psychiatrischer Interviews wie SKID-I ließen sich jedoch bei 38% (16) bzw. 22% (14) der<br />
Patienten mit der DSM-IV-Diagnose somatoforme Schmerzstörung auch <strong>ein</strong>e affektive Störung<br />
nachweisen. Nur bei 34% (16) bzw. 54% (14) der Patienten mit der DSM-IV-Diagnose<br />
der somatoformen Schmerzstörung ließ sich k<strong>ein</strong>e weitere komorbide psychische Störung<br />
feststellen, so dass der klinische Nutzen der diagnostischen Kategorie von <strong>ein</strong>igen Autoren<br />
in Frage gestellt wird (14).<br />
Der Ausschluss körperlicher Störungen bzw. bekannter psychophysiologischer Mechanismen<br />
– hier werden im ICD-10 der Spannungskopfschmerz und die Migräne genannt – ist<br />
ebenfalls problematisch. Sowohl beim FMS als auch beim chronischen Spannungskopfschmerz<br />
finden sich Hinweise für <strong>ein</strong>e Störung der zentralen Schmerzverarbeitung (2, 17,<br />
18). Da die Bedeutung körperlicher Störungen (z. B. <strong>ein</strong>es chronisch unspezifischen Rückenschmerzes)<br />
in der Ätiologie des FMS durchaus unterschiedlich diskutiert wird, ersch<strong>ein</strong>t<br />
uns das von der Mainzer Arbeitsgruppe vorgeschlagene diagnostische Kriterium <strong>ein</strong>es Ausschlusses<br />
erklärbarer Befunde in <strong>ein</strong>er interdisziplinären Fallkonferenz sinnvoll (1). Mit diesem<br />
Vorgehen ließe die inflationäre Verwendung der Diagnose „somatoforme Schmerzstörung"<br />
insbesondere bei Psychiatern vermeiden (19).<br />
3. Belege für die psychosomatischen Hypothesen<br />
Die meisten Studien berichten über höhere Lebenszeitprävalenzraten für alle Formen der<br />
Viktimisierung in Kindheit, Jugend und Erwachsenenalter, auch wenn die Angaben zur Häufigkeit<br />
körperlicher Misshandlung und sexuellem Missbauch – auch auf Grund der unterschiedlichen<br />
Erfassungsinstrumente – schwanken (17). Imbierovicz und Egle fanden bei<br />
32% der 38 FMS- Patienten regelmäßige körperliche Misshandlung durch die Eltern und bei<br />
10,5% schwere sexuelle Missbrauchserfahrungen. Der Gesamtbelastungsscore, welcher<br />
weiterhin Erfahrungen von schlechter emotionaler Beziehung zu beiden Eltern, Miterleben<br />
von körperlichen Aus<strong>ein</strong>andersetzungen der Eltern, Substanzmissbrauch oder -abhängigkeit<br />
der Eltern sowie finanzielle Probleme vor dem Alter von 7 Jahren enthielt, entsprach dem<br />
<strong>ein</strong>er Gruppe mit der Diagnose <strong>ein</strong>er somatoformen Schmerzstörung, welche nicht die FMS-<br />
Kriterien erfüllte und unterschied sich signifikant von <strong>ein</strong>er Gruppe von Patienten mit nozi-<br />
m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum<br />
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