Fibromyalgie â endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg
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Oliver Kuhnt, Beatrix Linke Kognitiv-Behaviorales Schmerzbewältigungsprogramm<br />
Das Licht <strong>ein</strong>es Sch<strong>ein</strong>werfers kann auf verschiedene Aspekte der äußeren (und inneren)<br />
Welt gerichtet werden. Wir können mit unseren Sinnen wahrnehmen, d.h. sehen, hören, riechen,<br />
schmecken, tasten; wir können uns auf die Fantasie oder Schmerz konzentrieren. Jeweils<br />
das, was im Sch<strong>ein</strong>werferlicht steht, wird intensiv wahrgenommen. Anderes tritt in den<br />
Hintergrund und liegt im Schatten der bewussten Wahrnehmung. Voraussetzung hierfür ist<br />
die Beweglichkeit des Sch<strong>ein</strong>werfers. Bei lange Zeit anhaltenden Schmerzen besteht <strong>ein</strong>e<br />
erhebliche Gefahr, dass der Sch<strong>ein</strong>werfer in dieser Position „festrostet“ und dadurch ausschließlich<br />
der Schmerz hell beleuchtet (d.h. intensiv wahrgenommen) wird und alles andere<br />
in den Hintergrund gerät. Patienten berichten, dass der Schmerz im Mittelpunkt ihres Lebens<br />
steht, dass sie Dinge, die früher Freude bereitet haben, aufgegeben haben und der Situation<br />
hilflos ausgeliefert sind. In der Folge werden die Menschen durch die Konzentration auf den<br />
Schmerz immer sensibler für dessen Wahrnehmung. Bzgl. FM wird in <strong>ein</strong>er Informationsbroschüre<br />
der Deutschen <strong>Fibromyalgie</strong>-Ver<strong>ein</strong>igung (2001) in besonderem Maße auf die erheblich<br />
erniedrigte Schmerzschwelle sowie die u.a. durch das Vermeidungsverhalten verminderte<br />
Muskelkraft und Ausdauer hingewiesen.<br />
Das Bild des Sch<strong>ein</strong>werfers fördert bei vielen Patienten das Erkennen eigener Möglichkeiten<br />
der Be<strong>ein</strong>flussung der Symptomatik. Als Ziel wird erarbeitet, den Sch<strong>ein</strong>werfer wieder in Bewegung<br />
zu bringen und auf angenehme Dinge zu richten. In Kl<strong>ein</strong>gruppen werden Ideen der<br />
Schmerzbewältigung ausgetauscht (z. B. Fotografieren, mit den Enkeln spielen, Haustiere,<br />
Spaziergänge in der Natur, Freunde treffen und Kaffee trinken gehen) und später in der Gesamtgruppe<br />
gesammelt und diskutiert.<br />
Die Patienten erhalten die Aufgabe, im Stationsalltag <strong>ein</strong>, zwei oder mehrere neue Möglichkeiten<br />
der Ablenkung auszuprobieren und für sich herauszufinden, was bei unterschiedlich<br />
starken Schmerzen am besten hilft. Häufig wird ihnen die Wirkung der Aufmerksamkeitslenkung<br />
auch bei der Teilnahme an unserem reichhaltigen Therapie- und Veranstaltungsangebot<br />
deutlich (z. B. kreatives Malen, Tanzen, Musizieren, therapeutisch begleiteter Abendausflug<br />
mit Mitpatienten, handwerkliches Gestalten in der Ergotherapie). Die bisher aufgeführten<br />
Möglichkeiten der Aufmerksamkeitslenkung zählen zur Untergruppe der äußeren Ablenkung,<br />
d.h. sie sind nach außen gerichtet bzw. für ihre Umsetzung sind Hilfsmittel von außen nötig.<br />
Die Reduktion des Dauerstresses, in dem sich <strong>Fibromyalgie</strong>-Patienten häufig befinden, kann<br />
auch über <strong>ein</strong>e Form der inneren Ablenkung – die Phantasiereisen – erreicht werden. Blumenstiel<br />
und Eich (2003) weisen darauf hin, dass bei der Anwendung von Imaginationsverfahren<br />
darauf geachtet werden sollte, dass der Inhalt der Imagination angenehm ist. In dieser<br />
Hinsicht hat sich für uns die Orientierung an von Luise Reddemann (2002) speziell für die<br />
Stabilisierung von Traumaopfern zusammengestellten Imaginationsübungen (z. B. sicherer<br />
Ort) bewährt.<br />
Das Thema „Operante Faktoren des Schmerzes“ wird mit der Vorstellung von der guten Fee,<br />
die die Patienten von ihren Schmerzen befreit, <strong>ein</strong>geführt. Die Patienten setzten sich mit<br />
Fragen wie: Welche Folgen hätte sofortige Schmerzfreiheit?, Welche Veränderungen gäbe<br />
m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum<br />
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