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Fibromyalgie – endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg

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Wolfgang Hausotter Sozialmedizinische Aspekte der <strong>Fibromyalgie</strong><br />

klinische Befund ist grundsätzlich bis auf die wenig valide Druckdolenz der „tender points“<br />

unauffällig.<br />

3. Ätiologische Konzepte auf somatischer Basis<br />

Es findet sich <strong>ein</strong>e beträchtliche Zahl von Patienten mit entsprechenden Beschwerden, die<br />

weder bei den Laboruntersuchungen noch radiologisch irgendwelche Normabweichungen<br />

zeigten. Gerade sie klagen häufig am ausgeprägtesten und am hartnäckigsten über Schmerzen,<br />

weshalb psychosomatische Überlegungen frühzeitig in die Betrachtung dieser Varianten<br />

rheumatischer Erkrankungen <strong>ein</strong>bezogen wurden.<br />

Die somatisch orientierten Autoren gehen derzeit davon aus, dass <strong>ein</strong>e zentral-nervös bedingte<br />

Schmerzschwellenstörung, möglicherweise in Kombination mit <strong>ein</strong>er Regulationsstörung<br />

der Muskelspannung, die Ursache der großflächigen Schmerzen bei der <strong>Fibromyalgie</strong><br />

ist. Biomechanische Faktoren (Über- und Fehlbelastung) in der Körperperipherie, vor allem<br />

im Bereich des Achsenskelettes, sch<strong>ein</strong>en in der Regel am Anfang der Erkrankung zu stehen.<br />

Einer „muskulären Dysbalance“ wird von manchen Autoren <strong>ein</strong>e wesentliche Rolle zugeschrieben.<br />

Pathobiochemisch wird <strong>ein</strong>e Erniedrigung von Serotonin und auch Tryptophan im Serum bei<br />

gleichzeitiger Erhöhung von Substanz P im Liquor und im Serum als gesichert angesehen,<br />

ebenso <strong>ein</strong>e Dysregulation als „Sollwertverstellung“ der Hypothalamus-Hypophysen-<br />

Nebennierenachse im Sinne <strong>ein</strong>er chronischen neuroendokrinen Stressreaktion. Die lokale<br />

Druckdolenz der „tender points“ lässt sich damit jedoch nicht schlüssig erklären.<br />

Die erwähnten Laborveränderungen finden sich aber auch bei Patienten mit chronischen<br />

Kreuzschmerzen, anderen chronischen Schmerzen und bei Depressionen, sind also k<strong>ein</strong>eswegs<br />

spezifisch.<br />

Chronifizierungsprozessen unterschiedlicher Art <strong>ein</strong>schließlich <strong>ein</strong>es „Schmerzgedächtnisses“<br />

kommt dann im weiteren Krankheitsverlauf zweifellos besondere Bedeutung zu. Allerdings<br />

wird von anderer Seite darauf verwiesen, dass ganz ähnliche Befunde mit gestörter<br />

Neurotransmitter-Balance im Serotoninstoffwechsel <strong>ein</strong>schließlich erhöhter Substanz P im<br />

Liquor bei Depressionen gefunden werden, was wiederum die Nähe zu affektiven Störungen<br />

beweisen würde. Psychophysiologische Einzelbefunde wie Störungen des non-REM-<br />

Schlafes wurden mitgeteilt und sind ebenfalls unspezifisch.<br />

Die objektivierbaren somatischen Aspekte dieses Krankheitsbildes sind letztlich sehr begrenzt,<br />

reproduzierbare konsistente anatomische Veränderungen in der Gewebsstruktur sind<br />

bis heute nicht nachgewiesen worden. Veränderungen der neuroendokrinen und endokrinen<br />

Homöostase sind eher als unspezifische Reaktionen zu werten, wie man sie auch bei anderen<br />

schmerzhaften Erkrankungen des Bewegungsapparates findet.<br />

m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum<br />

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