15.01.2013 Aufrufe

Fibromyalgie – endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg

Fibromyalgie – endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg

Fibromyalgie – endlich ein Ausweg - m&i-Klinikgruppe Enzensberg

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wolfgang Hausotter Sozialmedizinische Aspekte der <strong>Fibromyalgie</strong><br />

• wegen erforderlicher Zwangshaltung: Montagearbeiter, Kraftfahrzeughandwerker, Fliesenleger,<br />

Raumausstatter, Pflegeberufe, auch Stenotypistin und andere,<br />

• auf Grund von Kälte- und Nässe<strong>ein</strong>wirkung: Gartenbau, Straßen- und Tiefbau, Fischer,<br />

Land- und Forstwirtschaft.<br />

Eine vollschichtige Leistungsfähigkeit für leichte bis gelegentlich mittelschwere Tätigkeiten<br />

auf dem allgem<strong>ein</strong>en Arbeitsmarkt bleibt jedoch in der Regel erhalten.<br />

Ein richtunggebendes Urteil des Landessozialgerichts Baden-Württemberg (Az. 2 PJ<br />

2273/98) vom 19.04.00 wertete das Krankheitsbild der <strong>Fibromyalgie</strong> nicht als ausreichend für<br />

die Annahme von Berufs- oder Erwerbsunfähigkeit und stellte fest „Eine <strong>Fibromyalgie</strong> führt<br />

zu k<strong>ein</strong>em nur noch untervollschichtigem Leistungsvermögen, da mit ihr k<strong>ein</strong>e erheblichen<br />

Bewegungs<strong>ein</strong>schränkungen im Bereich der Wirbelsäule und Gelenke verbunden sind und<br />

die Schmerzstörung bisher k<strong>ein</strong> gravierendes Ausmaß erreicht hat“. Ausdrücklich wurde<br />

auch darauf hingewiesen, dass im vorliegenden Fall k<strong>ein</strong>e schwerwiegende Depressivität,<br />

k<strong>ein</strong> vorzeitiger zerebraler Abbau oder aktuelle Suizidalität vorlag. Da die Krankheit nicht<br />

durch objektive Befunde belegbar sei, sondern sich in erster Linie auf die subjektiven Angaben<br />

<strong>ein</strong>es Patienten stütze, bedürfe es <strong>ein</strong>er äußerst kritischen Würdigung der Fakten. Der<br />

Klägerin sei daher k<strong>ein</strong>e Rente zu gewähren.<br />

Nach den Empfehlungen des Verbandes Deutscher Rentenversicherungsträger (Heisel<br />

2003) ist die Attestierung <strong>ein</strong>er Erwerbsminderung bei der <strong>Fibromyalgie</strong> kontraproduktiv, da<br />

sie eher zu <strong>ein</strong>em Krankheitsgewinn mit weiterer psychischer Fixierung führe.<br />

Eine Indizienliste nach Widder und Aschoff, die detailliert auf das außerberufliche Leistungsvermögen<br />

und die Freizeitaktivitäten <strong>ein</strong>geht, ist dabei recht hilfreich und lässt nicht selten<br />

die angegebenen subjektiven Leistungs<strong>ein</strong>schränkungen in <strong>ein</strong>em anderen Licht ersch<strong>ein</strong>en.<br />

Eine Fremdanamnese – mit Einverständnis des Untersuchten – erleichtert oft die Einschätzung<br />

der Alltagskompetenz.<br />

Häuser (2002, 2004) machte Vorschläge zu <strong>ein</strong>er Schweregrad<strong>ein</strong>teilung des <strong>Fibromyalgie</strong>syndroms<br />

und die Bewertung der Leistungsfähigkeit im Erwerbsleben: Bei leichtgradigen<br />

Formen seien leichte Tätigkeiten über 6 Stunden täglich zumutbar. Bei mittelschweren Formen<br />

mit psychischer Komorbidität und körperlicher Dekonditionierung sei <strong>ein</strong>e Einschränkung<br />

des Leistungsvermögens auf 3 bis 6 Stunden täglich anzunehmen. Bei progredientem<br />

Krankheitsverlauf und schwerem Verlauf mit bedeutsamen Einschränkungen der Erlebnisund<br />

Gestaltungsfähigkeit sei von <strong>ein</strong>em aufgehobenem Leistungsvermögen auszugehen.<br />

Ein großes Problem stellt die Beantwortung der juristischen Frage dar, ob der zu Begutachtende<br />

„bei Anlegen <strong>ein</strong>es strengen Maßstabes noch in der Lage ist, bei zumutbarer Willensanspannung<br />

<strong>ein</strong>e Tätigkeit ohne Gefährdung der Restgesundheit“ auszuüben und ihm damit<br />

<strong>ein</strong>e berufliche Wieder<strong>ein</strong>gliederung zuzumuten ist. Sie kann letztlich nur unter Berücksichtigung<br />

der gesamten, sehr <strong>ein</strong>gehend erhobenen Vorgeschichte und der Persönlichkeitsstruk-<br />

m&i-Fachklinik <strong>Enzensberg</strong> | Interdisziplinäres Schmerzzentrum<br />

71

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!