17.01.2013 Aufrufe

Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

tremismus als ein langfristiges, über den un<strong>mit</strong>telbaren Anlass hinausgehendes<br />

<strong>kommunale</strong>s Querschnittsthema begreifen.<br />

„Wir können sie stoppen!“ Aber wie?<br />

Es besteht jedoch kein Anlass, angesichts rechtsextremer Demonstrationen zu<br />

resignieren. Im Gegenteil haben <strong>die</strong> zahllosen Aufmärsche der vergangenen<br />

Jahre überall in Deutschland zum Entstehen bemerkenswerter zivilgesellschaftlicher<br />

und kommunalpolitischer Initiativen geführt, <strong>die</strong> phantasievoll und ideenreich<br />

<strong>dem</strong> Rechtsextremismus entgegentreten. Städte wie Wunsiedel und<br />

Gräfenberg im nördlichen Bayern, Halbe in Brandenburg oder Bad Nenndorf<br />

in Niedersachsen sehen sich teilweise seit Jahren <strong>mit</strong> regelmäßig wiederkehrenden<br />

Aufmärschen und Veranstaltungen konfrontiert. Dort wie auch anderswo<br />

versuchen zivilgesellschaftliche und (kommunal)politische Akteure, Demokratie<br />

aktiv zu leben und kreativ zu verteidigen.<br />

Die Palette der Handlungsmöglichkeiten und Aktionsformen reicht dabei von<br />

Bürger- und Demokratiefesten über Konzerte bis hin zu parodistischen Protestinszenierungen,<br />

<strong>die</strong> darauf abzielen, <strong>die</strong> martialische Aura rechtsextremer<br />

Demonstrationen zu brechen. So persiflierte beispielsweise im Oktober 2004<br />

<strong>die</strong> Potsdamer Initiative „Kreative Protestformen gegen rechte Aufmärsche“<br />

am Rande einer Demonstration von Neonazis deren Auftreten durch Plakate<br />

<strong>mit</strong> Aufschriften wie: „Ich bin stolz ein Stolzer zu sein“ oder „Ich bin ein armes<br />

kleines Opfer“. Akustisch untermalt wurde <strong>die</strong> Aktion zu<strong>dem</strong> durch lautes<br />

Schafsgeblöke (vgl. Potsdamer Neueste Nachrichten vom 19.11.2004). Auf vorwiegend<br />

satirische Mittel setzt auch das „Bürgerforum Gräfenberg ist bunt“,<br />

um den seit November 2006 regelmäßig im Ort von NPD, Jungen National<strong>dem</strong>okraten<br />

und Freien Kameradschaften durchgeführten Aufmärschen 3 zu begegnen.<br />

Im Februar 2007 wurde etwa ein Fackelzug von rund 70 Neonazis <strong>mit</strong><br />

<strong>dem</strong> vor Ort aus <strong>dem</strong> Fasching bekannten „Narrhalla“-Marsch beschallt (vgl.<br />

Nordbayerische Nachrichten vom 26.02.2007). Irritationen bei den Rechtsextremisten<br />

versuchte das Bürgerforum auch <strong>mit</strong> der Aktion „Demokraten geben<br />

hier den Takt an“ hervorzurufen. Mit Samba- und Landsknechttrommeln, aber<br />

auch durch den Lärm von gegeneinander geschlagenem Kochgeschirr sollten<br />

<strong>die</strong> Neonazis aus <strong>dem</strong> Konzept gebracht werden. Auf ähnliche Effekte zielten<br />

3 In Gräfenberg meldeten Neonazis seit November 2006 insgesamt 37 Aufmärsche im Umfeld des<br />

Kriegerdenkmals zum angeblichen „Heldengedenken“ an.<br />

Rechtsextremismus und öffentlicher Raum 101

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!