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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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3. Neonazistische Strategien gegenüber Gedenkstätten –<br />

mögliche Reaktionen<br />

Das verstärkte zivilgesellschaftliche Bekenntnis und der zunehmende staatliche<br />

Verfolgungsdruck haben zu einem Rückgang, aber nicht zu einem vollkommenen<br />

Ausbleiben von Angriffen auf <strong>die</strong> Gedenkstätten geführt. Darüber<br />

hinaus kann gemutmaßt werden, dass es auch eine veränderte Strategie<br />

der Rechtsextremen im Umgang <strong>mit</strong> Gedenkstätten gibt. So mag den braunen<br />

Übeltätern, <strong>die</strong> vor allem aus lokalen Milieus stammen, das übergeordnete Interesse<br />

neonazistischer Organisationen nahe gebracht worden sein, sich nicht<br />

mehr durch solche Angriffe ins politische Abseits zu stellen und der Strafverfolgung<br />

auszusetzen.<br />

Zugleich gehen <strong>die</strong> Provokationen an anderen Stätten weiter, <strong>die</strong> nicht so gut<br />

geschützt sind. Vor allem Orte, <strong>die</strong> nicht eindeutig konnotiert sind, versuchen<br />

Rechtsextreme <strong>für</strong> ihre Propagandazwecke zu instrumentalisieren. Die politische<br />

Aussage <strong>die</strong>ser Aufmärsche soll es sein, deutsche Soldaten des Zweiten<br />

Weltkriegs zu Helden zu stilisieren oder ausschließlich an „deutsche“ Opfer<br />

von Bombenangriffen und Vertreibung ohne Darstellung des Zusammenhangs<br />

zu erinnern.<br />

In Wunsiedel wurden Aufmärsche anlässlich des Todestages von Rudolf Heß zu<br />

den größten Nazi-Demonstrationen in Deutschland <strong>mit</strong> bis zu 3.800 Teilnehmenden.<br />

Als <strong>die</strong> Stadt in Oberfranken von den Neonazis <strong>für</strong> ihre Propaganda<br />

ausgewählt worden war, wusste man am Anfang nicht darauf zu reagieren. In<br />

der Zwischenzeit hat sich jedoch <strong>die</strong> Auffassung durchgesetzt, dass man sich<br />

<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> rechtsextremen Tun aktiv auseinandersetzen muss. So haben sich Anfang<br />

2009 134 nordbayerische Gemeinden zu einer „Allianz gegen Rechtsextremismus<br />

in der Metropolregion Nürnberg“ zusammengeschlossen, um sich<br />

gegenseitig über <strong>die</strong> Aktivitäten der Rechtsextremen zu informieren und Gegenaktionen<br />

gemeinsam durchzuführen. Diese abgestimmten Gegenmaßnahmen<br />

gehen <strong>mit</strong>tlerweile über Demonstrationen hinaus und betreffen zum<br />

Beispiel auch <strong>die</strong> Verhinderung von Grundstückskäufen durch Rechtsextreme<br />

(siehe Süddeutsche Zeitung: „Wir haben ein Problem“ vom 20.3.2009).<br />

Ferner haben im südbrandenburgischen Halbe nach der deutschen Einheit<br />

bis 2005 nicht nur an Volkstrauertagen Neonaziaufmärsche stattgefunden.<br />

Ziel war der dortige Ehrenfriedhof, auf <strong>dem</strong> viele deutsche Gefallene – Wehrmachtsangehörige,<br />

SS-Angehörige, Volkssturmmänner und Hitlerjungen – der<br />

letzten großen Kesselschlacht im Zweiten Weltkrieg bestattet sind. Ebenso<br />

haben Zwangsarbeiter dort ihre letzte Ruhestätte gefunden. Darüber hinaus<br />

244 Rechtsextremes Handeln in der Kommune

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