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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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Strategien der Rechtsextremisten in der Kommune<br />

Ein zentrales Ziel rechtsextremer Akteure ist <strong>die</strong> oben bereits angesprochene kulturelle<br />

Hegemonie in einer Kommune. Dabei <strong>die</strong>nen zunehmend reale Probleme<br />

als Einfallstor <strong>für</strong> rechtsextreme Aktivitäten. So initiierte <strong>die</strong> NPD in einer kleinen<br />

Gemeinde der Sächsischen Schweiz einen Bürgerentscheid gegen eine unpopuläre<br />

Gemeindefusion, bei <strong>dem</strong> 93 Prozent der wahlberechtigten Einwohner <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> Selbstständigkeit der Gemeinde votierten. Die Auswahl der Kommunen, in<br />

denen <strong>die</strong> NPD solcherart lokale Initiativen und Kampagnen beginnt, folgt durchaus<br />

strategischem Kalkül: Bürgerferne oder <strong>mit</strong>gliederschwache Parteien, Kirchen<br />

und Gewerkschaften und unsichere oder ignorante Behörden sind in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

ein Zeichen <strong>für</strong> schwache Abwehrkräfte der <strong>dem</strong>okratischen Gesellschaft.<br />

Rechtsextreme Aktivisten versuchen daher vermehrt, in solchen Gemeinden<br />

<strong>die</strong> Vorherrschaft zu erlangen, in denen <strong>die</strong>se Probleme auftreten.<br />

Mittlerweile verfolgen <strong>die</strong> Rechtsextremisten zu <strong>die</strong>sem Zweck eine Doppelstrategie,<br />

<strong>die</strong> sowohl Elemente von sozialem Engagement als auch Einschüchterung<br />

und Gewalt beinhaltet. Die grundlegenden Überlegungen hierzu finden<br />

sich in <strong>dem</strong> Aufsatz „Revolutionärer Weg konkret: Schafft befreite Zonen!“,<br />

der in der Zeitschrift „Vorderste Front“ (Ausgabe 2 vom Juni 1991) des „National<strong>dem</strong>okratischen<br />

Hochschulbunds“ (NHB) veröffentlicht wurde. Dort wird<br />

unter anderem gefordert, durch hilfsbereites und soziales Handeln das Wohlwollen<br />

bei der Mehrheit in der Bevölkerung zu erlangen:<br />

„Alten Leuten kann man beim Ausfüllen von Formularen helfen, sie beim Einkauf<br />

unterstützen, man kann Babysitter bei arbeitenden Ehepaaren oder allein<br />

stehenden Müttern spielen, man kann den Garten in Ordnung bringen,<br />

<strong>die</strong> Straßen sauber und durch regelmäßige Nachtpatrouillen sicher halten. Man<br />

kann gegen den Zuzug eines Supermarkts, <strong>die</strong> Vertreibung alteingesessener<br />

Mieter durch Miethaie, <strong>die</strong> Schließung des kleinen Eckladens, den Aufmarsch<br />

von Scheinasylanten und anderen Lichtgestalten oder den Bau einer Autobahn<br />

durch das Wohnviertel protestieren und agitieren. Man muss so handeln, dass<br />

man in einem Meer der Sympathie schwimmt, dass <strong>die</strong> ,normalen‘ Bewohner<br />

<strong>für</strong> uns ,<strong>die</strong> Hand ins Feuer legen‘.“<br />

Toralf Staud hat <strong>die</strong>sen Teil der Strategie einmal unter der Überschrift „Die netten<br />

Nazis von nebenan“ beschrieben (Toralf Staud: Modernisierter Rechtsextremismus?<br />

Köln 2005). Rechtsextreme Funktionäre bieten Schulleitern in ihrer<br />

Rolle als besorgte Eltern an, bei Problemen <strong>mit</strong> der Unterrichtsversorgung<br />

gern behilflich zu sein. Schulpflichtigen Kindern bietet man Nachhilfe an und<br />

Jugendliche werden über Musik- und Freizeitangebote besonders dort, wo sol-<br />

Rechtsextremismus in der Kommune – eine Einführung 17

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