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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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verzerrten Tönen der kleinen Lautsprecher kaum zu entnehmen. Doch T-Shirt-<br />

Motive beziehungsweise Schriftzüge wie Stahlgewitter und Die Lunikoff Verschwörung<br />

unter den modischen Thor-Steinar-Jacken lassen erahnen, wessen<br />

Stimme und welche Botschaft sich hier den Weg zum Ohr der Zuhörer bahnt.<br />

Der eine führt stolz seinen neuen Pulli vor. 60,- Euro hat <strong>die</strong> Mutter da<strong>für</strong> hingelegt<br />

in <strong>dem</strong> Laden in der Hauptstraße, wo auch <strong>die</strong> anderen ihre Jacken gekauft<br />

haben.<br />

Andernorts sind <strong>die</strong> jungen Leute etwas älter. Die Gaststätte Am Knick ist ihr<br />

Stammlokal. Immerhin, der Wirt legt auf Wunsch auch mal <strong>die</strong> Musik von<br />

„Luni“ auf, insofern das <strong>die</strong> anderen Gäste nicht stört oder gar vertreibt –<br />

der Rubel rollt halt schwer in <strong>die</strong>sen Zeiten, da darf man keinen Kunden vergrätzen,<br />

sagt er immer. Manchmal haben ein paar der Jungs auch Gitarrentaschen<br />

über der Schulter hängen, wenn sie spät noch auf ein Bier rein kommen.<br />

Wortfetzen dringen rüber zum Wirt. Ein neues Lied hätten sie gerade geprobt.<br />

Das eigene Repertoire wächst, nicht nur immer <strong>die</strong> Songs anderer nachspielen.<br />

Am Samstag ist dann aber <strong>die</strong> Kneipe überraschend leer. Da<strong>für</strong> ziehen vor<br />

den Fenstern Blaulicht um Blaulicht vorbei, <strong>die</strong> sich schließlich am Schützenhaus<br />

aufreihen. Neugierig werden Gardinen beiseite geschoben, so etwas ist<br />

hier ja noch nie vorgekommen. In der Halle feiern ein paar Auswärtige einen<br />

Geburtstag <strong>mit</strong> Livemusik. Viele Freunde haben sie, <strong>die</strong> Halle ist voll. Hektisch<br />

laufen <strong>die</strong> Polizeibeamten zum Eingang. Der Bürgermeister ist plötzlich auch<br />

da. Was will denn der?<br />

Diese Beispiele sind fiktiv, könnten aber Realität sein. Denn RechtsRock ist<br />

längst ein Alltagsphänomen, <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> vor allem, aber nicht nur Jugendliche in<br />

ihrer Lebenswelt konfrontiert sind. Auch wenn es selten eine einzelne Kommune<br />

derart trifft wie in den verdichteten Beispielen, so sind doch <strong>die</strong> skizzierten<br />

Szenen mancherorts bekannte Bilder: Hier eine Clique Minderjähriger,<br />

<strong>die</strong> als „Rechte“ verschrien sind, dort eine Kneipe, von der unter den Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen bekannt ist, dass da zu vorgerückter Stunde<br />

auch mal „so Nazi-Musik“ aufgelegt wird. Und dann <strong>die</strong> Läden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Szene<br />

<strong>mit</strong> den angesagten Klamotten der subkulturellen extremen Rechten versorgt<br />

(vgl. zu <strong>die</strong>sem Problembereich den Artikel von Bianca Klose und Annika Eckel<br />

in <strong>die</strong>sem Band). Doch weder <strong>die</strong> <strong>mit</strong> den Gerüchten vertrauten Jugendlichen<br />

noch <strong>die</strong> informierten Bürger bekommen in der Regel im Vorfeld <strong>mit</strong>, wenn in<br />

ihrem Ort oder Stadtteil ein RechtsRock-Konzert durchgeführt werden soll –<br />

das liegt schlechthin am Charakter der Veranstaltung, <strong>die</strong> aufgrund eines seit<br />

Jahren anhaltenden hohen polizeilichen Verfolgungsdrucks konspirativ vorbereitet<br />

und durchgeführt werden.<br />

194 Rechtsextremes Handeln in der Kommune

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