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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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Ein weiteres Ziel ist <strong>die</strong> stärkere Verankerung der rechtsextremen Szene vor Ort<br />

im Sinne lokaler, sichtbarer Präsenz. Dabei geht es um Einflussnahme, um kulturelle<br />

Hegemonie in bestimmten Regionen und um Möglichkeiten der Mobilisierung<br />

im vorpolitischen Raum. Ein Beispiel hier<strong>für</strong> ist das „Bürgerbüro“ der<br />

NPD in Lübtheen (Mecklenburg-Vorpommern).<br />

Mit <strong>dem</strong> Stichwort Lübtheen lässt sich darüber hinaus eine andere strategische<br />

Absicht dokumentieren: Ansätze einer „nationalen Siedlungspolitik“, das heißt<br />

<strong>die</strong> Ansiedlung verschiedener rechtsextremer Familien in einer Gemeinde oder<br />

in Form von Wohnprojekten. Beispiele sind hier neben Lübtheen noch <strong>die</strong> Orte<br />

Posslow und Gut Amholz in den neuen Bundesländern. Teil <strong>die</strong>ser Strategie ist<br />

dabei ein schrittweises, aber inhaltlich massives Einwirken auf <strong>die</strong> Dorfgemeinschaften.<br />

Dazu präsentieren sich <strong>die</strong> rechtsextremen Kader als gute Nachbarn<br />

von Nebenan, als <strong>die</strong> „Kümmerer“ des Orts oder als gute Mitbürger durch <strong>die</strong><br />

Übernahme von Ehrenämtern. Dies geht – wie <strong>die</strong> Erfahrungen seit mehr als<br />

zehn Jahren zeigen – einher <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Schwinden einer kritischen Distanz in<br />

den Gemeinden und / oder überdurchschnittlichen Wahlergebnissen oder Mandatsgewinnen<br />

der Rechtsextremen in <strong>kommunale</strong>n Parlamenten. Effekte sind<br />

dabei durchaus auch negative Folgen <strong>für</strong> Investitionen, aber auch Haus- und<br />

Grundstückskäufe <strong>für</strong> <strong>die</strong> betroffenen Gemeinden.<br />

Sollten nutzbare Schulungsstätten aus Sicht der Rechtsextremen entstehen,<br />

können <strong>die</strong> Erfahrungen <strong>mit</strong> der ehemaligen Tagungsstätte „Hetendorf Nr.<br />

13“ nahe Celle in Niedersachsen als Anschauungsbeispiel <strong>die</strong>nen: Die Schulungsstätte,<br />

von Jürgen Rieger zunächst über Tarnvereine wie den „Freundeskreis<br />

Filmkunst“, später den „Heide-Heim e. V.“ erworben, war jahrelang <strong>für</strong><br />

Aktivitäten zur Schulung und Ideologiebildung der extremen Rechten nutzbar.<br />

Die Immobilie bot Raum <strong>für</strong> <strong>die</strong> „Hetendorfer Tagungswochen“ <strong>mit</strong> pseudowissenschaftlichen<br />

Vorträgen, <strong>für</strong> Sonnenwendfeiern, paramilitärische Lager,<br />

getarnte Wehrsportübungen inklusive Märschen zum nahe gelegenen Truppenübungsplatz<br />

und zur Ausbildung einer „Schutztruppe“ zur Sicherung des<br />

Geländes. Außer<strong>dem</strong> fand eine massive Einschüchterung und Bedrohung von<br />

Bewohnern und Gegnern in den umliegenden Gemeinden statt. Das Zentrum<br />

wurde über das Verbot der Trägervereine 1998 und <strong>die</strong> da<strong>mit</strong> zusammenhängende<br />

„Enteignung“ des Geländes durch das Niedersächsische Innenministerium<br />

aufgelöst.<br />

Sollte ein tatsächliches Kaufinteresse von einem Rechtsextremisten vorliegen,<br />

wird eine Abwicklung in der Regel ohne Öffentlichkeit, ohne mediale Begleitung<br />

und über Strohfirmen, -stiftungen oder -männer abgewickelt. Die NPD<br />

tritt dabei bisher kaum direkt als Käufer auf. Dies ist aufgrund der aktuellen<br />

Rechtsextremismus und öffentlicher Raum 185

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