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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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Dortmund“ <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> offenkundigen Ziel erschienen, <strong>die</strong> antifaschistische Protestaktion<br />

zu stören. Ein Vorhaben, das jedoch von der Polizei verhindert wurde.<br />

Daraufhin meldeten <strong>die</strong> rechtsextremen Aktivisten in einiger Entfernung eine<br />

„spontane“ Kundgebung an. Eine ebenfalls als „spontan“ deklarierte Flugblattaktion<br />

vor <strong>dem</strong> Hauptbahnhof endete indessen am Nach<strong>mit</strong>tag <strong>mit</strong> den vorläufigen<br />

Festnahmen mehrerer Kameraden, denen „Landfriedensbruch“ vorgeworfen<br />

wurde. Diese Maßnahme führte wiederum zur Anmeldung einer weiteren,<br />

spätabendlichen Spontankundgebung vor <strong>dem</strong> Dortmunder Polizeipräsidium,<br />

an der sich unter <strong>dem</strong> Motto: „Stoppt Polizeigewalt“ knapp 50 Angehörige der<br />

rechtsextremen Szene beteiligten. Auf seiner Internetseite drohte der „Nationale<br />

Widerstand Dortmund“ anschließend da<strong>mit</strong>, dass es aufgrund des polizeilichen<br />

Verhaltens „in den kommenden Wochen vermehrt Aktionen geben“ werde.<br />

„Ästhetisierung des politischen Lebens“ – Beutung und Inszenierungspraktiken<br />

rechtsextremer Aufmärsche<br />

Dieser kurze Blick auf <strong>die</strong> Aktivitäten von Neonazis in Heinsberg und Dortmund<br />

im Verlauf eines Wochenendes macht <strong>die</strong> zentrale Rolle deutlich, <strong>die</strong> Aufmärschen<br />

und Demonstrationen, aber auch „spontanen“ Kundgebungen, Mahnwachen<br />

und Flugblattaktionen offenkundig im politischen Selbstverständnis<br />

der NPD, besonders aber der Freien Kameradschaften zukommt. Stellten<br />

rechtsextreme Versammlungen unter freiem Himmel bis zur Mitte der 1990er-<br />

Jahre eher Ausnahmen dar, so hat sich deren Zahl in den vergangenen gut zehn<br />

Jahren vervielfacht. Es vergeht kaum ein Wochenende, an <strong>dem</strong> nicht irgendwo<br />

in der Bundesrepublik an einem oder mehreren Orten Gruppen von Rechtsextremisten<br />

– angemeldet oder „spontan“ – aufmarschieren. Es ist daher nicht<br />

übertrieben, von einer regelrechten „Demonstrationspolitik“ (Fabian Virchow)<br />

der extremen Rechten zu sprechen, <strong>die</strong> ihren vorläufigen Höhepunkt im Jahr<br />

2005 erreichte, als das Bundesinnenministerium insgesamt 208 rechtsextreme<br />

Versammlungen registrierte. Seither ist deren Zahl wieder rückläufig. Fanden<br />

im Jahr 2007 rund 140 rechtsextreme Kundgebungen und Demonstrationen<br />

statt, waren es 2008 noch 103 Veranstaltungen. 1<br />

Dieser Rückgang kann allerdings keineswegs als Indiz da<strong>für</strong> gelten, dass Aufmärsche<br />

und Versammlungen an Bedeutung <strong>für</strong> <strong>die</strong> rechtsextreme Szene verlo-<br />

1 Angaben nach Deutscher Bundestag: Drucksache 16/8690, 16/9268, 16/10125, 16/10757,<br />

16/11847.<br />

94 Rechtsextremismus und öffentlicher Raum

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