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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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häufig von lokalen Trägern realisiert. Diese müssten <strong>mit</strong>hin entsprechende Angebote<br />

entwerfen, was eine Herausforderung sowohl <strong>für</strong> <strong>die</strong> Träger selbst als<br />

auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Kommunalverwaltung bedeutet.<br />

Da<strong>mit</strong> ist im Übrigen weniger der schon fast klassische Besuch von Gedenkstätten<br />

gemeint. Die da<strong>mit</strong> in der Regel verbundene Hoffnung, der Ort möge<br />

<strong>für</strong> sich sprechen, erfüllt sich erfahrungsgemäß nicht. Es kommt gerade bei<br />

rechtsextrem orientierten bzw. beeinflussten Zielgruppen meist zu affektiven<br />

Gegenreaktionen. Besuche von Gedenkstätten <strong>mit</strong> der hier besprochenen Klientel<br />

müssen besonders gut vorbereitet werden. Sie sollten in längerfristige<br />

Maßnahmen eingebunden werden. Dabei ist ebenso <strong>die</strong> emotionale wie auch<br />

<strong>die</strong> kognitive Ebene wichtig. Anders formuliert: Es muss ein belastbares Beziehungsverhältnis<br />

existieren. Vieles spielt sich in der un<strong>mit</strong>telbaren Beziehung<br />

und Kommunikation ab und bei der geht es um weitaus mehr als nur um Sachinhalte.<br />

Ausschließlich rationale Herangehensweisen und Impulse <strong>mit</strong> aufklärerischem<br />

Gestus entfalten bei <strong>die</strong>ser Zielgruppe nur selten un<strong>mit</strong>telbare<br />

Wirkung (vgl. Heitmann, Korn 2006).<br />

Die <strong>Auseinandersetzung</strong> <strong>mit</strong> rechtsextremen Tätern und ihren Taten ist weniger<br />

von der Sache her, sondern vielmehr vor <strong>dem</strong> Hintergrund des Wissens und der<br />

Interessen der Klientel zu führen. Bildung ist schließlich immer auch Selbstbildung<br />

und das setzt <strong>die</strong> aktive Teilnahme der Jugendlichen <strong>für</strong> erfolgreiche Bildungsarbeit<br />

voraus. Es müssen also <strong>die</strong> Themen der Jugendlichen sein, um <strong>die</strong><br />

es geht, und nicht, was als von außen vorgesetzt angesehen wird. Denn Ideologien<br />

stellen (auch) Sinnfragen, <strong>die</strong> in ihnen eine symbiotische Verbindung<br />

<strong>mit</strong> handfesten Stereotypen eingehen.<br />

Dem Ressentiment zu begegnen, kann hingegen nicht allein durch klassische<br />

Bildungsarbeit gelingen, sondern auch durch <strong>die</strong> Haltung, <strong>mit</strong> der Jugendlichen<br />

begegnet wird: durch <strong>die</strong> Authentizität der / des Erwachsenen / Pädagogen/in<br />

(„Wie stimmig sind wir selber?“); durch seine / ihre Konfliktfähigkeit („Wie aussagefähig<br />

sind wir in der <strong>Auseinandersetzung</strong>?“); und nicht zuletzt durch den<br />

Respekt, <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> den Jugendlichen begegnet wird („Wie ernst nehmen wir<br />

sie?“). Ausschlaggebend <strong>für</strong> <strong>die</strong> erfolgreiche Arbeit an Ideologie sind daher<br />

neben den konkreten Inhalten <strong>die</strong> un<strong>mit</strong>telbare Kommunikation und <strong>die</strong> Beziehung<br />

<strong>mit</strong> bzw. zu den Jugendlichen – gerade im notwendigen Widerspruch<br />

zwischen persönlicher Zuwendung und inhaltlicher Ablehnung.<br />

Kurz: Es ist <strong>die</strong> Empfehlung auszusprechen, Angebote <strong>für</strong> rechtsextrem orientierte<br />

Jugendliche und Straftäter im Angebotskanon der lokalen Jugendgerichtshilfen<br />

zu berücksichtigen bzw. entsprechende Angebote von geeig-<br />

86 Der Umgang <strong>mit</strong> rechtsextremen Straf- und Gewalttaten

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