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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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grundsatzes erfolgen. 54 Vorrangig ist zu prüfen, ob den jeweiligen Gefahren<br />

durch beschränkende Auflagen zu begegnen ist; nur wenn sie zur Gefahrenabwehr<br />

nicht ausreichen, kann <strong>die</strong> Versammlung verboten werden.<br />

Dem Verhältnismäßigkeitsgrundsatz und der versammlungsfreundlichen<br />

Grundausrichtung der Träger öffentlicher Gewalt entspricht auch das in der<br />

Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts 55 insbesondere <strong>für</strong> Groß<strong>dem</strong>onstrationen<br />

entwickelte Kooperationsgebot. 56 Es bezieht sich auf <strong>die</strong> Verwirklichung<br />

der größtmöglichen Selbstbestimmung bei der Versammlungsdurchführung,<br />

<strong>die</strong> Abstimmung <strong>mit</strong> entgegenstehenden Rechten Dritter und<br />

<strong>die</strong> Bewältigung der von der Versammlung ausgehenden Gefahren. Kernpunkt<br />

ist <strong>die</strong> Offenlegung der Gefahrenprognose <strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Ziel der kooperativen Bewältigung<br />

von Gefahren. Insoweit <strong>die</strong>nen sie auch der verwaltungsverfahrensrechtlich<br />

gebotenen Gewährung rechtlichen Gehörs. Diese Kooperationspflicht<br />

trifft <strong>die</strong> Versammlungsbehörden auch in Bezug auf rechtsextreme Versammlungen,<br />

ihre Verletzung kann zur Rechtswidrigkeit versammlungsrechtlicher<br />

Maßnahmen führen. 57 Für <strong>die</strong> Veranstalter ist <strong>die</strong> Kooperation lediglich eine<br />

Obliegenheit, deren Verletzung nicht als solche deren Unzuverlässigkeit belegt<br />

58 oder sonst <strong>die</strong> versammlungsrechtlichen Eingriffsbefugnisse erweitert;<br />

Kooperationsverweigerung oder <strong>die</strong> fehlende Bereitschaft, bei zu besorgenden<br />

Gewalttätigkeiten deutliche Signale <strong>für</strong> <strong>die</strong> Gewaltfreiheit zu setzen, können<br />

indes dazu führen, dass <strong>die</strong> Versammlungsbehörde von nur durch tragfähige<br />

Kooperation erreichbaren milderen Mitteln Abstand nimmt 59 und auch sonst<br />

Entschließungs- und Auswahlermessen beeinflussen. 60 Kooperation oder deren<br />

Verweigerung kann so <strong>die</strong> Schwelle <strong>für</strong> versammlungsrechtliches Eingreifen<br />

beeinflussen. 61<br />

54 Brenneisen / Wilksen (Fn. 2), 284; Dietel / Gintzel / Kniesel (Fn. 51), § 15 Rn. 145 ff.<br />

55 BVerfG, B. v. 14.5.1985 – 1 BvR 233/81 u. a. – BVerfGE 69, 315 (356); s. auch B. v. 26.1.2001 –<br />

1 BvQ 8/01 – NJW 2001, 1407 (1408) („Reichsgründungstag“); B. v. 26.1.2001 – 1 BvQ 9/01 –<br />

NJW 2001, 1409 (1410).<br />

56 Eingehend dazu Kniesel / Poscher: Versammlungsrecht. In: Lisken / Denninger (Hg.): <strong>Handbuch</strong><br />

des Polizeirechts. 4. Aufl. 2007, Rn. 259 ff.<br />

57 BVerfG, B. v. 1.5.2001 – 1 BvQ 21/01 – NJW 2001, 2079 (Nichtbenennung von Zweifeln an der<br />

Zuverlässigkeit der vom Veranstalter benannten Ordner, <strong>die</strong> <strong>die</strong>sem <strong>die</strong> Möglichkeit nimmt, <strong>die</strong><br />

Ordner im Vorfeld auszutauschen); Kniesel / Poscher (Fn. 56), Rn. 271.<br />

58 BVerfG, B. v. 1.3.2002 – 1 BvQ 5/02 – NVwZ 2002, 982.<br />

59 Kniesel / Poscher (Fn. 56), Rn. 278 f., 282.<br />

60 OVG TH, B. v. 12.4.2002 – 3 EO 261/02 – NVwZ-RR 2003, 207; BVerfG, B. v. 26.1.2001 – 1 BvQ<br />

8/01 – NJW 2001, 1407 (1408) (Reichsgründungstag).<br />

61 BVerfG, B. v. 26.1.2001 – 1 BvQ 8/01 – NJW 2001, 1407 (1408) (Reichsgründungstag); differenzierend<br />

BVerfG, B. v. 22.12.2006 – 1 BvQ 41/06 – NVwZ 2007, 574 (575).<br />

Rechtsextremismus und öffentlicher Raum 125

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