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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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zu wenige Menschen gibt, <strong>die</strong> sich in Parteien, Gewerkschaften, Kirchen oder zivilgesellschaftlichen<br />

Initiativen engagieren. In solchen Kommunen sind <strong>die</strong> Reaktionen<br />

auf rechtsextremistische Aktivitäten dann häufig diffus und mutlos. Auch<br />

wenn <strong>die</strong>ses Phänomen dann gern von den Me<strong>die</strong>n aufgegriffen wird, handelt<br />

es sich doch eher um ein Symptom. Das eigentliche Problem liegt tiefer. Es besteht<br />

in tatsächlichen Defiziten und Mängeln, <strong>die</strong> von rechtsextremen Akteuren<br />

bewusst oder unbewusst ausgenutzt werden. Zu <strong>die</strong>sen Defiziten gehören <strong>die</strong><br />

oben schon angesprochenen schwachen gesellschaftlichen Institutionen, eine<br />

fehlende Einbindung der Mehrheit der Bevölkerung in <strong>dem</strong>okratische Diskurse<br />

und Prozesse sowie <strong>die</strong> Normalität fremdenfeindlicher, rassistischer oder antise<strong>mit</strong>ischer<br />

Einstellungen und Sprüche. Aber auch Defizite auf anderen Ebenen wie<br />

zum Beispiel fehlende oder unattraktive Freizeitangebote <strong>für</strong> junge Menschen<br />

können zum Problem Rechtsextremismus beitragen, weil es den Rechtsextremisten<br />

dadurch leicht gemacht wird, Interesse <strong>für</strong> ihre Angebote zu wecken.<br />

Die Aktivitäten von Rechtsextremisten sind deshalb eine doppelte Herausforderung<br />

<strong>für</strong> jede Kommune. Zum einen ist eine überzeugende Reaktion auf <strong>die</strong><br />

Infragestellung der <strong>dem</strong>okratischen Kultur durch Provokationen und Übergriffe<br />

erforderlich. Denn <strong>dem</strong>okratische Werte und Normen bleiben in einer Kommune<br />

nur dann verhaltenssteuernd, wenn <strong>die</strong> allgemeine Geltung <strong>die</strong>ser Werte<br />

und Normen im Alltag bekräftigt wird. Es muss deutlich werden, dass das Festhalten<br />

an den <strong>dem</strong>okratischen Prinzipien in der Kommune erwartbar ist und<br />

nicht auf irgendwelchen individuellen Eigenheiten beruht. Durch ein Gelingen<br />

<strong>die</strong>ser Verdeutlichung werden <strong>die</strong> verletzten Normen auch dann bestätigt,<br />

wenn der Schaden nicht wieder gut zu machen ist. Dies ist <strong>die</strong> Voraussetzung<br />

da<strong>für</strong>, dass es nicht zu einem Verblassen der <strong>dem</strong>okratischen Prinzipien und einer<br />

da<strong>mit</strong> verbundenen Veränderung der sozialen Ordnung kommt.<br />

Die andere Herausforderung der Kommunen durch Rechtsextremisten besteht<br />

darin, dass es <strong>die</strong>sen häufig tatsächlich gelingt, <strong>für</strong> bestimmte Zielgruppen attraktive<br />

Angebote zu machen. Offenbar sind <strong>die</strong> vorhandenen Angebote <strong>für</strong> <strong>die</strong>se<br />

Gruppen so unattraktiv, dass sie sich lieber <strong>mit</strong> Rechtsextremisten einlassen.<br />

Falls <strong>die</strong>ses Problem in größerem Umfang auftritt, ist darin ein Alarmzeichen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Kommune zu sehen. Dabei wird sich eine nachhaltige Verbesserung nur<br />

dann einstellen, wenn es gelingt, auch <strong>die</strong> bisher vernachlässigten oder ausgegrenzten<br />

Gruppen zumindest teilweise einzubinden, sofern menschenfeindliche<br />

Aktivitäten eine solche Einbindung nicht unmöglich erscheinen lassen.<br />

In <strong>die</strong>sem Zusammenhang definieren wir „<strong>dem</strong>okratische Kultur“ als eine<br />

Form der Herstellung von Entscheidungen (z. B. über ein Konzert auf <strong>dem</strong><br />

Marktplatz), bei der es darum geht, im Rahmen von grundlegenden Rechten<br />

Rechtsextremismus in der Kommune – eine Einführung 19

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