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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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Welchen Einfluss hat ein Bürgermeister auf <strong>die</strong> <strong>kommunale</strong> <strong>Auseinandersetzung</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Rechtsextremismus?<br />

Eine entscheidende, wie ich beim Aufruf <strong>für</strong> den Aktionstag gemerkt habe. Wir<br />

versuchen in Verden, <strong>die</strong> Rollen sehr klar zu trennen. Auf der einen Seite haben<br />

wir das Verdener Bündnis, das sind <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> Veranstaltungen anmelden,<br />

<strong>die</strong> Versammlungen durchführen, <strong>die</strong> nach außen auch unbefangen auftreten<br />

können, klar und deutlich. Die Stadtverwaltung und der Bürgermeister<br />

unterstützen <strong>die</strong>se Aktivitäten. Wir haben zum Beispiel den Aktionstag 2005<br />

über mehrere Wochen hinweg <strong>mit</strong> drei bis vier Personen aus der Stadtverwaltung<br />

organisatorisch unterstützt. Sie waren Anlaufstelle und Servicekräfte, aber<br />

eben gerade nicht Veranstalter. Denn wir sind als Stadt gleichzeitig Ordnungsbehörde,<br />

<strong>für</strong> Sicherheit und Ordnung zuständig. Wir müssen auch Dinge genehmigen,<br />

<strong>die</strong> wir inhaltlich <strong>für</strong> falsch halten.<br />

Ich persönlich versuche, meine Position klar zu vertreten, bin aber da etwas beschränkt,<br />

was ich nicht als gerecht empfinde. Während wir alle erleben, dass eine<br />

Bundeskanzlerin oder ein Landesminister offen sagen kann, was sie/er von Neonazis<br />

und deren Parteien hält, darf ich das als Bürgermeister nicht – sagt das Verwaltungsgericht<br />

Stade. Zum Aktionstag 2005 hatte ich ein Verfahren des NPD-<br />

Bundesverbandes, der mir und der Stadtverwaltung meinen Aufruf und meine<br />

Unterstützung zum Aktionstag untersagen wollte. Das Gericht hat festgestellt:<br />

Ich darf das, aber ich darf in der Öffentlichkeit nicht gegen zugelassene Parteien<br />

argumentieren oder auftreten. Das dürfen Minister, das dürfen Bundeskanzler,<br />

obwohl sie meiner Meinung nach vom Status her in einer ähnlichen Verpflichtung<br />

sein dürften wie Bürgermeister. Das ist ein Beispiel, wie Kommunalpolitik<br />

auch Fesseln auferlegt werden. Man muss <strong>die</strong> klaren Worte sozusagen gut abwägen.<br />

Ich habe mich umgestellt: Ich bin jetzt gegen Rechtsextremismus, gegen<br />

Neonazis, das kann ich klar und deutlich sagen und <strong>die</strong> meisten Menschen wissen,<br />

was da<strong>mit</strong> gemeint ist. Bei <strong>dem</strong> Prozess habe ich argumentiert, dass mein<br />

Amtseid mich verpflichtet, aktiv zu werden, das hat das Gericht leider nicht bestätigt.<br />

Ich darf aktiv werden, aber ich bin nicht verpflichtet, aktiv zu werden. An<br />

<strong>die</strong>sen kleinen Nuancen merkt man vielleicht, woran wir arbeiten müssen.<br />

Die Gründung des „Weser-Aller-Bündnis – engagiert <strong>für</strong> Demokratie und Zivilcourage“<br />

(siehe Antwort auf Frage 6) vollzog sich relativ gut und schnell, weil<br />

sowohl <strong>die</strong> beiden Landräte als auch <strong>die</strong> beiden Bürgermeister das wollten. Und<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Teilnahme am Bundesprogramm „Vielfalt tut gut“ haben wir auch relativ<br />

zügig <strong>die</strong> Beschlüsse der Kofinanzierung in den Gremien einholen können<br />

und sind gleich im Januar 2007 <strong>mit</strong> der inhaltlichen Arbeit gestartet.<br />

Rechtsextremismus in der Kommune – eine Einführung 31

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