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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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Im <strong>kommunale</strong>n Raum setzen Rechtsextreme <strong>mit</strong> ihrem Bemühen um gesellschaftlichen<br />

Anschluss auf drei Ebenen an: kommunalpolitisch, sozialräumlich<br />

und soziokulturell. Allen drei Ebenen bietet rechtsextreme Infrastruktur eine<br />

(organisatorische) Grundlage. So sind <strong>für</strong> den kommunalpolitischen Einfluss<br />

nicht nur <strong>die</strong> bei Wahlen gewonnenen Sitze in Kreistagen, Stadträten oder<br />

Landtagen von Bedeutung, sondern auch das NPD-Büro vor Ort – möglicherweise<br />

<strong>mit</strong> <strong>dem</strong> Angebot einer Bürgersprechstunde – oder der wöchentliche<br />

Stammtisch des NPD-Kreisverbands in einer Kneipe. Ebenso wichtig sind rechtsextreme<br />

Läden. Sie schaffen auf der sozialräumlichen und der soziokulturellen<br />

Ebene Zugangsmöglichkeiten zur „rechtsextremen Erlebniswelt“. 7<br />

Als rechtsextreme Erlebniswelten lassen sich all jene Formen zusammenfassen,<br />

in denen sich Politik und Kultur verbinden, so dass in ihnen Aktivist/innen und<br />

Sympathisant/innen der rechtsextremen Szene aktiv werden können und im<br />

Kontext des Rechtsextremismus Unterhaltung finden. 8 Diese Verbindung von<br />

Freizeitgestaltung, Lebensgefühl und politischer Botschaft charakterisiert den<br />

zeitgenössischen (jugendlichen) Rechtsextremismus.<br />

Rechtsextreme Erlebniswelten und Infrastruktur schaffen soziokulturelle Milieus,<br />

in denen Mädchen und Jungen in unterschiedlichen Abstufungen<br />

rechtsextrem(orientiert)e Lebensstile und Identitäten entwickeln können.<br />

Rechtsextreme Kultur lässt sich nicht mehr nur in einschlägigen Veranstaltungen<br />

ausleben, sondern durchdringt <strong>die</strong> verschiedenen alltäglichen Lebensbereiche.<br />

Anders als bei so genannten Parallelwelten sind rechtsextrem <strong>mit</strong>bestimmte<br />

Erlebniswelten gerade nicht von der Außenwelt abgeschottet,<br />

sondern haben bewusst relativ durchlässige Grenzen. Diese sorgen <strong>für</strong> personellen<br />

Nachschub und machen einen Teil ihrer Attraktivität aus. 9 In <strong>die</strong>sen<br />

Milieus werden soziale Kontakte, Jobs und Unterhaltung gesucht und oft genug<br />

auch gefunden.<br />

Genau wie bei Erwachsenen entstehen auch bei Jugendlichen rechtsextreme<br />

Orientierungen in der Regel über alltagskulturelle Einflüsse im direkten sozialen<br />

Umfeld. Die Pluralisierung rechtsextremer, alltagskultureller Angebote<br />

7 Glaser, Stefan; Pfeiffer, Thomas (Hg.): Erlebniswelt Rechtsextremismus. Menschverachtung <strong>mit</strong><br />

Unterhaltungswert. Schwalbach/Ts 2007.<br />

8 Vgl.: Pfeiffer, Thomas: Menschenverachtung <strong>mit</strong> Unterhaltungswert. Musik, Symbole, Internet<br />

– der Rechtsextremismus als Erlebniswelt. In: Glaser, Stefan; Pfeiffer, Thomas (Hg.): Erlebniswelt<br />

Rechtsextremismus, a. a O., S. 37 f.<br />

9 Vgl.: Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus Berlin (MBR): Integrierte Handlungsstrategien<br />

zur Rechtsextremismusprävention und -intervention bei Jugendlichen. Hintergrundwissen und<br />

Empfehlungen <strong>für</strong> Jugendarbeit, Kommunalpolitik und Verwaltung. Berlin 2006, S. 24.<br />

166 Rechtsextremismus und öffentlicher Raum

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