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Handbuch für die kommunale Auseinandersetzung mit dem ...

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nationaler Politik und da<strong>mit</strong> zu einer Kompetenzkrise <strong>dem</strong>okratischer Regierungen<br />

geführt hat, ist sattsam bekannt. Daneben besteht auch eine Vertrauenskrise.<br />

Stu<strong>die</strong>n belegen einen Vertrauensverlust gegenüber politischen Institutionen<br />

und teilweise gegenüber der Demokratie insgesamt. So ist das<br />

Vertrauen in politische Parteien oder <strong>die</strong> Bundesregierung in entsprechenden<br />

Umfragen sehr gering ausgeprägt und liegt weit unterhalb des Vertrauens in<br />

(nicht durch Wahlen legitimierte) Institutionen wie <strong>die</strong> Justiz oder <strong>die</strong> Polizei<br />

(Embacher 2009; Decker, Brähler 2006: 70). Zusätzlich steht neben <strong>dem</strong> beruhigen<br />

Befund einer Stu<strong>die</strong> im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung aus <strong>dem</strong><br />

Jahr 2006, nach <strong>dem</strong> weit über 90 % der Befragten in Ost- und Westdeutschland<br />

<strong>die</strong> Demokratie gut heißen, der weniger beruhigende Umstand, dass <strong>die</strong><br />

politische Praxis der deutschen Demokratie nur noch bei gut der Hälfte der<br />

West- und gut einem Viertel der Ostdeutschen Zustimmung findet (Decker,<br />

Brähler 2006: 72). Hinzu kommt, dass auch Menschen aus der „Mitte der Gesellschaft“<br />

Unkenntnis über <strong>die</strong> Funktionsweisen der Demokratie aufweisen<br />

(Decker et al. 2008).<br />

Vertrauensverlust in „<strong>die</strong> Politik“, Parteienverdrossenheit und abnehmende Beteiligung<br />

an politischen Prozessen sind immer auch eine Infragestellung der Demokratie<br />

insgesamt. Und <strong>die</strong>se gegenwärtigen Krisensymptome der Demokratie in<br />

Deutschland nutzen anti<strong>dem</strong>okratische Bewegungen <strong>für</strong> ihre Zwecke aus. Rechtsextreme<br />

Parteien und Organisationen verunglimpfen <strong>dem</strong>okratische Parteien als<br />

„Systemparteien“, skizzieren in ihrer Propaganda eine Gesellschaft im Würgegriff<br />

von Parteieliten und versprechen vermeintlich bessere Entscheidungen in einem<br />

autokratischen System. Im Ergebnis wollen Rechtsextremisten <strong>die</strong> Abschaffung<br />

der parlamentarischen Demokratie und eine monokulturelle Gesellschaft. Der damalige<br />

NPD-Abgeordnete im sächsischen Landtag, Uwe Leichenring, gab <strong>die</strong>s in<br />

einem FAZ-Interview auch offen zu: „Natürlich sind wir verfassungsfeindlich. Wir<br />

wollen eine andere Gesellschaftsordnung“ (FAZ vom 21.9.2004).<br />

Umgekehrt gilt aber auch, dass gelebte Demokratie und ein aktives Gemeinwesen<br />

vorbeugend gegenüber rechtsextremer Propaganda wirken. Denn <strong>die</strong><br />

Erfahrung politischer Beteiligung steigert das subjektive Vertrauen in <strong>die</strong> Möglichkeit<br />

der Einflussnahme auf politische Entscheidungsprozesse (Pateman<br />

1970). Demokratieförderung ist daher immer auch ein Baustein im Kampf gegen<br />

Rechtsextremismus. Da <strong>die</strong> konkretesten Möglichkeiten <strong>für</strong> politische Teilhabe<br />

auf <strong>kommunale</strong>r Ebene liegen, bietet sich <strong>die</strong> Kommune als Ort <strong>für</strong> das<br />

Ausprobieren neuer politischer Mitbestimmungsformen an.<br />

Dieser Artikel will nicht <strong>die</strong> Ursachen von Politikverdrossenheit aufklären, sondern<br />

vielmehr anhand einiger Beispiele zeigen, wie <strong>die</strong> (Wieder-)Einbeziehung<br />

308 Prävention gegen Rechtsextremismus in der Kommune

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